2011 – Schladminger Tauern
Sonntag
Anreise per Bahn ganz gemütlich, im Zug hab ich den ganzen Arbeitsstress abschütteln können, dabei ist mir aufgefallen, dass ich meine Ersatzhose zuhause vergessen hatte. Also noch keine Auffahrt auf die Schladminger Hütte, sondern Übernachtung unten im Dorf.
Montag
Erst mal in das nächste Sportgeschäft und eine neue Hose gekauft, was man nicht im Kopf hat... Richtig mieses Wetter heute mit Dauerregen. Die Aussichten sind aber für die nächsten Tag besser. Positiv überrascht, dass ich bei einer Übernachtung schon eine Karte bekommen habe, mit der ich kostenlos dir öffentlichen Nahverkehrsmittel benutzen kann und auch einige Eintritte in Freizeiteinrichtungen und Museen sind zumindest im Eintritt reduziert. Hochgefahren und gleich in die Hütte gerettet, dort sind erstaunlicherweise doch ein paar Bewegungswillige, die sich raus trauen. Weiter oben schneit es. Die Schladminger Hütte 1828m ist eine richtige Skihütte, sie ist voll auf Gaudi ausgelegt, die Bedienungen sind mit Lederhosen ausgestattet, an den Bewegungen sieht man, dass sie Stress gewohnt sind. Abends mit dem Hüttenwirt über den Weg gesprochen zur Preintaler Hütte, ist an einigen Stellen gefährlich, aber auch seilversichert. Im hinteren Teil kenne ich noch einen Teil des Weges aus dem Jahr 1990 – Dachstein, damals war es heißer. Er meinte, in 5 Stunden ist man hinten rausgelaufen, bei dieser Nässe vielleicht 6 Stunden – mein Kommentar, da nehm ich doch lieber die 7 Stunden.
Dienstag
Es hat aufgeklart, aber es weht noch ein recht kalter Wind, so dass ich unbewusst doch etwas schneller beginne als nötig. Erst bergauf über den Planeigipfel 1906m noch mit Skilift, dann am Fuss des Krahbergzinken in den Hang gequert, dort beginnt steilstes Grasgelände, so dass innerhalb weniger Schritte mein linkes Bein bis zur Hüfte nass durch das überstehende Gras war. Durch die Steilheit musste ich manchmal raten, wo der Weg weitergeht und wo ich hintreten kann. Sehr schöne Gegend, Schneehühner und Gemsen begleiten meinen Weg unterhalb der Seerieszinken, Rauhenberg, Sonntagshöhe, Rabenköpfl nach 3,5 Stunden zur Hasenkarscharte, wo das Gelände etwas flacher wird und Schafherden die anderen Tiere ablösen. Auf einmal regnet es, aber nur ca 10 Minuten, es hat sich kaum gelohnt, den Rucksack einzupacken. Der Wind trocknet auch alles schnell wieder. Langsam merke ich meine beiden Knie, das gesunde machte 4 Wochen vorher Probleme, ich wollte aber nicht zum Arzt, weil ich möglicherweise sonst nicht hierher gekommen wäre. Das operierte Knie hat erst gut durchgehalten, dann war die Anstrengung auch dort zu spüren, manchmal ist der Schmerz richtig eingeschossen. Also langsamer, jeden Schritt überdacht, die Stöcke eingesetzt. An den abwärts zu gehenden drahtseilversicherten Felsrippen war es besonders schmerzhaft. So ging ich weiter und das Wetter wurde immer mal wieder schlechter und es regnete oder schüttete, insgesamt 4 Mal jeweils 10-20 Minuten. Das letzte Mal kurz vor der Hütte, da hab ich noch nicht mal mehr die Jacke zugemacht. Insgesamt hab ich dann 9 Stunden gebraucht. Der Hüttenwirt der Preintalerhütte ist mit seiner Familie oben und besser kann man eigentlich eine Hütte nicht führen. Er hat mich die letzten 2 Stunden beobachtet, begrüßte mich vor der Hütte mit den Worten: „Kumm eina, da Kachlofn is angheizt“. Triefend konnte ich die ersten Kleidungsstücke schon mal zum trocknen aufhängen, viel Platz war allerdings nicht mehr, da die anderen Gäste auch die gleiche Idee hatten. Mit der Wirtin war das Gespräch dann auch nett, doch das Thema ein wenig makaber: „Gonz aloa bist herüberkemman? Des is doch die Streckn mitn meistn Toten. Die Letztn san erfrorn“. Ich habe gleich gesagt, dass ich 2 Nächte bleibe, meine Knochen brauchen ein bisschen Schonung. Sehr gut geschlafen, nur das bewegen war recht schmerzhaft.
Mittwoch
Am nächsten Morgen lange geschlafen, nach dem Frühstück wieder ins Bett, der Körper hats verlangt. Nachmittags Wanderung zum oberen Sonntagskarsee gegangen, wunderschön gelegen aber ein bitterkalter scharfer Wind lud nicht zum Rasten ein.Die Wolken haben auch nichts besonders gutes verheißen. Also gleich wieder zurück, es war genau die richtige Portion Bewegung für den Tag. Wieder gut geschlafen, aber mit weniger Schmerzen.
Donnerstag
Strahlender Himmel begrüßt mich, aber ich kann keine größere Tour mehr anhängen, weil ich versprechen musste, am Freitag wieder nach Hause zu kommen. Also bei schönster Sonne abgestiegen, Rast am Riesachsee gemacht, für die Klamm war aber keine Muße, ich wollte den Bus bekommen. Wieder im gleichen Gasthof übernachtet, im Prinzip alles Ok , aber doch im Sommer haperts am Service.
Freitag
Wieder gemütlich im Zug nach Hause gefahren, viel Zeit zum Überdenken, es war schön, es war anstrengend, es war auch ein bisschen gefährlich, es war auch ein wenig Leichtsinn dabei. Deshalb Schlussüberlegungen mit dem Vorsatz, nächstes Jahr bessere Kondition und weniger Gewicht zu haben. Da ich jetzt im Februar den Bericht schreibe, kann ich sagen, dass zwar meine Kondition partiell besser geworden ist, aber dafür mein Gewicht auch hochgegangen ist. Die letzten 6 Jahre sind dahin. Mal sehen, wei ich mich noch hinbiegen kann und was meine Knochen dazu sagen...