1992 – Ötztaler Alpen und Texelgruppe 08.-16.08.1992

 

 

08.08. Anreise

 

Es ist 7:00 Uhr, es regt sich was in Groß-Umstadt. 3 Autos sind angekommen und es steigen mehrere Wanderer aus, die das alpine Wandern im Ötztal mitmachen wollen. Bekannte Gesichter sind dabei: Hermann und Adele, Manfred, Heidi, Norbert, Dieter und natürlich Ludwig., der die Wanderung geplant hat. Hermann läuft etwas ungeduldig hin und her und Heidi freut sich wie immer auf die Wanderung. Ludwig hat noch einiges in die Autos zu laden und wir helfen dabei, denn es sind so wichtige Sachen wie Brot, Schinken, Wurst und auch Wein und Schnaps, der als Gipfeltrunk benötigt wird. Außerdem werden noch Seile und Pickel und Steigeisen benötigt. Nachdem alle Teile gleichmäßig auf alle Autos verteilt waren, fuhren wir los in Richtung Süden. Es wird Autobahn gefahren und wir fahren Kolonne, so hieß es kurz vorm Gasgeben. Nach erreichen der Autobahn kam auch gleich der Stau. Ich habe das gewusst, wir wären besser durch den Odenwald gefahren, meinte Hermann, in dessen Auto ich saß. Irgendwann verloren wir auch die Autos von Manfred und Richard aus den Augen und die Kolonne löste sich auf. So fuhren denn jeder für sich, teils auf der Autobahn, teils auf land- und Nebenstraßen dem Tagesziel entgegen. Um ca. 16:00 Uhr kamen wir in Obergurgl an. Alle anderen saßen schon draußen vor dem Hotel Enzian und tranken Bier oder Radler. Auch hatten sie schon Erfahrung mit der Bedienung. Da drinnen ist so ein muffeliger Typ, der verteilt hier das Bier, so hieß es.

Unser Quartier sollte im Nebenhaus dieses Hotels sein ca. 1km entfernt. Das ganze Haus stand uns zur Verfügung, mit der Küche, Leseraum usw. Es ist schon schön, mit einer Gruppe solch ein Quartier zu bekommen.

Wir holten unsere Sachen, packten alles aus und räumten es in unsere Zimmer. Zum Schluss suchte ich nur noch meine Wanderschuhe, diesmal hatte ich ja zwei Paar eingepackt. Aber in Hermanns aufgeräumten Auto waren sie nicht zu finden. Was nun – ein Anruf zu Hause bestätigte meinen Verdacht, dass sie zu Hause geblieben sind. Hinter der Wand am Eingang hat sie meine Frau gefunden.

Mit Birkenstock-Sandalen in den Ötztaler Alpen zu wandern wäre zwar ein Novum und man hätte auch Aussicht, in das Guinness-Buch der Rekorde zu kommen, aber sicherlich wäre es meine letzte alpine Aktivität geworden. Also kaufte ich kurz entschlossen neue Schuhe. Um 20:00 Uhr war ich mit den neuen Tretern wieder da.

 

 

09.08. Hohe Mut 2659m – Mutsattel 2556m – Schönwieshütte 2262m – Obergurgl 1950m

 

Heute ist die erste Einlauftour angesagt. Wir gehen von Obergurgl los in Richtung Hohe Mut und Mutsattel. Fast oben angekommen, entdecken wir in einem Steinhaufen einen echten Hermelin, der ziemlich zutraulich ist. Auch hören wir zum ersten Mal das Warnpfeifen eines Murmeltieres und einen Augenblick später sehen wir dieses mollig pfiffige Tier zu uns herüberschauen. Auf dem Mutsattel angekommen machen wir erst einmal Pause und essen etwas, denn nach ca. 600 Höhenmeter Aufstieg hat man halt Hunger. In der Nähe des Rastplatzes stehen auch einige interessante Blumen wie der Alpensäuerling, den gewimperten Steinbrech, das Alpenliebstöckl und das stengellose Leimkraut. Johann war an der Bestimmung stark interessiert und hat sich bereit erklärt, jeden Tag eine Blume auswendig zu lernen.

Die Pause ist um und wir gehen weiter über den Wanderweg Nr. 30 in Richtung Rotmoosferner. Der Weg war ziemlich steinig, mir kam es so vor, als wenn das ganze Rotmoostal früher einmal ein Gletscher war und wir auf dem Höhenweg neben dem eigentlichen Gletscher wanderten. Der Rotmoosferner liegt 2700m hoch und hat eine Stempelstelle für die Abzeichenwanderer. Mit sicherem Blick haben wir erkannt, dass man zwischen den großen Steinen gut pausieren kann. Es war um die Mittagszeit, die Sonne stand hoch am Himmel und so musste die Haut vor Sonnenstrahlen geschützt werden, die verwendeten Cremes hatten Schutzfaktoren von 8 bis 15. Nach der Stärkung und der Hautpflege schossen wir noch einige Bilder und machten uns wieder auf den Weg.

Das nächste Ziel, die Schönwieshütte, wurde über den Weg Nr. 31 erreicht. Dieser Weg führte zunächst über die Seitenmoräne des Rotmoosferner und dann durch das Rotmoostal. Auf diesem Weg haben wir zwei interessante Pflanzen bestimmt, nämlich die spinnwebige Hauswurz, die auf trockenen Steinen zu finden ist und das Wollgras, welches einen feuchten Standort liebt. An der Schönwieshütte angekommen, haben wir zuerst einmal unseren Durst gestillt. Es wurde Bier, Wasser, Tee und auch Milch getrunken. Aber diesmal war nicht eines der Biere schlecht, sondern es muss die Milch gewesen sein, was der Norbert am nächsten tag zu spüren bekam.

Von der Schönwieshütte gingen wir dann zurück nach Obergurgl ins Quartier.

Die Sonne schien bis zum Schluss – ein schöner Wandertag ging zu Ende.

 

 

10.08. (Festkogel 3035m) – Obergurgl

 

Vorgenommen haben wir uns für heute, zum Festkogel hinauf zu wandern. Ludwig wollte nicht mit und Norbert sah sehr blass aus und blieb auch in Obergurgl. So machen wir uns in verminderter Truppenstärke auf den Weg zum Festkogel. Nach den ersten paar hundert Meter Aufstieg war auch bei Adele ein leichtes Formtief festzustellen und sie ging zurück. Die verbliebenen 7 wanderten gemütlich weiter in Richtung Festkogel. Die Landschaft hier machte einen recht tristen Eindruck und glich teilweise einer Mondlandschaft. Der ganze Hang ist skigerecht hergestellt und dadurch ist die Vegetation bis auf ein Minimum ausgerottet. Trotzdem fanden wir noch eine eindrucksvolle Blume, die Felsennelke, die wir dann zur Blume des Tages kreierten. Durch stetiges Wiederholen prägte Johann sich diese Blume ein, er weigerte sich aber strikt, heute eine zweite Blume kennen zu lernen.

Der Himmel wurde immer dunkler und es sah so richtig nach Gewitter aus. Aber wir hatten insofern Glück, als wir uns in der Nähe der neuen Skiliftstation ca. 2500m befanden und uns dort unterstellen konnten. Der Regen und das Gewitter waren ziemlich heftig und es wurde in ganz kurzer Zeit sehr kalt. Wir zogen so allmählich alles an, was so im Rucksack zu finden war und aßen dann unser eingepacktes Brot auf.

So standen wir fast eine Stunde da, der Regen ließ nicht nach und der Wind wurde immer stärker, wir froren allmählich wie die Schneider. Unter fachmännischer Anleitung von Johann machten wir  dann Aufwärmgymnastik und anschließend wurde Skimambo getanzt.

Nachdem der Regen dann etwas nachgelassen hatte, machten wir uns wieder auf den Weg, aber nicht zum Festkogel, nein, wir gingen ins Tal, dort wo es warm und trocken ist, wollten wir hin.

Vor dem Abendessen hatten wir noch etwas Zeit, um die Verpflegung und die Ausrüstung für die Hüttentour zu verteilen und schon zu packen, denn morgen sollte die große Tour beginnen. Zum Abendessen mussten wir wieder den Kilometer zum Hotel Enzian gehen und wählten natürlich wieder die Abkürzung, denn es hatte ja aufgehört zu regnen. Und so kam halt was kommen musste, mit Sandalen durch Pfützen und Schlamm und jeder hatte außer dreckigen Sandalen natürlich auch dreckige Strümpfe. Nach dem Abendessen wurde in unserer Klause noch kräftig geübt, um das Anlegen von Brust- und Hüftgürtel zu erlernen.

 

 

11.08. Aktivgruppe Ramolhaus 3004m

 

An diesem Morgen trennte sich die Gruppe. Ludwig wollte mit Adele, Hermann und Dieter um die Texelgruppe wandern. Der Rest der Gruppe hatte sich als Ziel die Hochwilde vorgenommen. An diesem Tag wanderten wir aber erst einmal zum Ramolhaus. Wir ließen es recht gemütlich angehen, denn für die knapp 1100 m Höhenunterschied hatten wir den ganzen Tag zur Verfügung. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel war die Sicht wunderbar. Der Weg war recht leicht zu begehen und viele Tagesausflügler nutzten den schönen Tag, um zum Ramolhaus aufzusteigen. Die letzten Höhenmeter kamen wir noch einmal ins Schwitzen, denn hier wurde der Weg recht steil. Oben angekommen genossen wir den schönen Rundblick auf die Gletscherwelt, bevor wir uns in die Hütte zurückzogen.

Nachdem wir unser Matratzenlager bezogen hatten, nahmen wir unsere Waschbeutel und machten uns auf die Suche nach dem Waschraum. Wir fanden zwar die Hauskapelle, aber einen Waschraum fanden wir nicht. Je ein Waschbecken auf den Fluren von Werdgeschoss und 1. Stock diente dazu, sich zu erfrischen. Na, da gab es schon lange Gesichter. Aber man war ja schon ganz andere Sachen gewohnt. Da es in der Gaststube zwar gemütlich aber doch recht kalt war, wärmten wir uns von innen auf. Bier, Schnaps und Rotwein waren dazu sehr gut geeignet. Nach einem guten Abendessen und gemütlichem Kartenspiel, beendeten wir pünktlich zur Hüttenruhe den Abend.

 

 

11.08. Wandergruppe Meraner Höhenweg – Lazins

 

Heute werden die Alpinisten in zwei Leistungsgruppen aufgeteilt. Die Mehrzahl, nämlich Johann, Yvonne, Heidi, Manfred, Richard, Norbert und Wolfgang sind ausgerüstet mit Seil, Pickel und Steigeisen, bereit unter der Führung von Johann größere Höhen zu erklimmen und auch über Gletscher zu wandern. Wolfgang hat als einziger diese hohen Ziele auch mit Grödeln erreicht, wurde mir nach der Tour berichtet.

Die zweite Gruppe, zu der ich auch gehöre, wird eine Wanderroute gehen, die nicht so hoch liegt und auch nicht über einen Gletscher führt. Unser Wanderführer ist der Ludwig und außerdem gehören zu dieser  Gruppe noch Hermann und Adele. Die Wanderung soll über mehrere Tage gehen und in Moos im Passeier beginnen. Nach Moos gelangen wir mit einem Taxi, über das Timmelsjoch und dann über die alte Militärstraße. Die Route der alten Militärstraße  ist die älteste Verbindung zwischen dem Ötztal und dem Passeier. Der Ausbau zu dieser Straße erfolgte nach Aussage des Taxifahrers im Krieg 1914-1918. In Moos angekommen wurden die Rucksäcke aufgeschnallt und die Beine in Bewegung gesetzt. Moos liegt 1007m hoch und, um unser nächstes Etappenziel zu erreichen, haben wir ca. 450 Höhenmeter zu überwinden.

Der Wanderweg liegt zwar immer in der Nähe der Straße, aber die schöne Landschaft mit den satten Wiesen und den Bergen im Hintergrund und den schönen alten Häusern macht uns fröhlich. Am Meraner Höhenweg angekommen machen wir eine größere Pause, um dann mit dem Bus nach Pfelders zu fahren. Ich gehe in dieser Zeit ein paar Blumen bestimmen, die mir auf der Wiese aufgefallen sind und zwar das zweiblütige Veilchen, den Wiesenstorchenschnabel, die rote Lichtnelke, der Wiesensalbei und das aufrechte Fingerkraut.

Der Bus kommt pünktlich und wir sind in kurzer Zeit in Pfelders. Von hier wandern wir weiter auf dem Meraner Höhenweg über Zepbichel bis Lazins. Der dort stehende alte Bauernhof ist bewirtschaftet. Wir trinken etwas und Ludwig fragt nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Die gibt es hier nicht und auch die Lazinser Alm ist geschlossen. So gehen wir zurück nach Zepbichel und bekommen ein Nachtquartier in einem Privathaus, ein Lager direkt unter dem Dach. Anfangs waren wir vier allein, doch später kamen noch drei müde Bergwanderer hinzu, so dass wir dann 7 Personen in der Dachschräge übernachteten.

 

 

12.08. Aktivgruppe Mittlerer Ramolkogel 3518m

 

Wir starteten unsere Wanderung um 8:30 Uhr. Unser Tagesziel war der Ramolkogel. Da wir noch eine Nacht im Ramolhaus verbringen wollten, brauchten wir an diesem Tag nur unser Tagesgepäck mitzunehmen. Langsam stiegen wir über das Geröll bergauf. Da die  Markierungen sehr spärlich angebracht waren, hatte Johann einige Probleme, den Weg zu erkennen. Schließlich waren wir aber auf dem richtigen Weg. Als die Strecke zu eisig wurde, zogen wir unsere  Eisen an und eine halbe Stunde später auch noch das Klettergeschirr. Jetzt ging es in zwei Seilschaften weiter. Unterhalb des Ramolkogels, bevor es vom Eis wieder in den Fels ging, machten wir unsere Mittagsrast. Yvonne wollte ihr Knie ein wenig schonen und blieb deshalb beim Aufbruch am Rastplatz zurück. Der Rest der Gruppe stieg in zwei Seilschaften weiter zum Gipfel hinauf. Manchmal half nur ein Stoßgebet zum Himmel oder auch ein kräftiges Fluchen, bis man wieder Halt im Fels gefunden hatte und es weiter gehen konnte. Aber wir schafften es ohne Blessuren hinauf und auch wieder hinunter zu kommen. Yvonne wartete schon ungeduldig auf uns, denn es wurde ihr beim Sitzen und Warten doch recht kalt. Wir gingen nun gemeinsam zurück und kamen gegen 16:30 Uhr wieder im Ramolhaus an.

 

 

12.08. Wandergruppe Spronzer Joch 2581m – Hochgangjoch 2455m – Hochganghaus

 

Wir stehen früh auf, frühstücken und sind bereits um 8:15 Uhr abmarschbereit. Unser Ziel ist heute das Hochganghaus. Der Weg führt zunächst über Lazins, wo wir ja am Vorabend schon einmal waren, dann über die Lazinser Alm zum Spronzer Joch. Auf dem Weg dorthin folgen uns viele Ziegen und auch Kühe. Vielleicht haben wir doch etwas von Ziegenhirten an uns. Allmählich wird die Landschaft steiniger und wir erreichen das Spronzer Joch, einen Höhenzug, der bei 2581m liegt. Die Sicht ist gut und so können wir teilweise die Bergseen erkennen, an denen wir bald vorbeigehen werden, nämlich den Schiefersee, den Grünsee und den Langsee.

Nach kurzer Rast am Langsee gehen wir dann zum Hochgangjoch, das auf 2455m liegt. Von hier haben wir einen tollen Blick in den Vinschgau mit Meran, auch der Ortler ist zu erkennen und das steile Massiv der Dolomiten ist zu sehen.

Der Abstieg vom Hochgangjoch ist sehr schön. Das Gelände ist sehr steinig und wird durch die dazwischen liegenden Blumenwiesen aufgelockert. Auf diesen Wiesen blühen zur Zeit das einköpfige Ferkelkraut, die Alpenaster, die schwarze Teufelskralle und auch Arnika war zu sehen. Auch das Hochganghaus, unser zweites Nachtquartier ist gut zu erkennen.

An der Hütte angekommen wird erst einmal der Durst gelöscht, was jeder auf seine Weise machte. Adele mit Milchkaffee, Dieter mit Wasser, Hermann mit Kaffee und dann Bier und Ludwig mit Obstler, dann Bier und dann Kaffee.

Unser Nachtquartier ist ein Lager in einem Großraum, in dem ca. 25 Wanderer übernachten. Links von diesem Großraum ist ein kleiner Raum, der durch eine Bretterwand mit Tür in den Großraum getrennt ist und ca. 10 Lager hat. In diesem Raum übernachten 10 Sportler, die abends ein bisschen zu viel Wein getrunken haben. Nachts, als der Wein verstoffwechselt war, wurde dieser dann in kurzen Abständen von jedem fortgetragen. Die Tür ging also dauernd auf und zu, Taschenlampen blitzten auf und einer lief auch gegen einen Balken. Wir nannten diesen Raum dann den Laufstall. In dieser Nacht haben wir besonders schlecht geschlafen.

 

 

13.08. Wandergruppe Franz-Huber-Steig - Lodner Hütte 2429m

 

Aufstehen – weg vom Laufstall, frühstücken und das nächste Ziel, die Lodner Hütte, anpeilen. Dorthin geht es über den Franz-Huber Steig. Das Begehen dieses Steiges erfordert Schwindelfreiheit, wie auf einem Schild zu lesen war. Wie wir dann sehen konnten, war der Steig manchmal sehr schmal und direkt daneben ging es oft senkrecht runter. Auch waren bereits Wanderer abgestürzt, wie aus den Gedenktafeln zu sehen war. Das Wetter war schön und wir sahen auch ein paar Vögel, die für die Alpen typisch sind und zwar die Alpendohle und auch die Ringdrossel mit ihrer schönen weißen Brust.

Gefrühstückt wurde unterhalb des Sattels, einem kleinen Berg mit einer Höhe von 2429m. Nach dem Frühstück kletterten wir die paar Meter zum Gipfel hinauf und trugen uns auch ins Gipfelbuch ein mit dem Spruch: Vom Odenwald kamen wir her, das Klettern viel uns gar nicht schwer, drum haben wir auch ohne Possen, den schönen Blick von hier genossen.

Wir gingen weiter, der Wanderweg schlängelte sich ein wenig um die Berge herum und es waren wieder schöne Blumen zu sehen: Alpenaster, rundblättrige Glockenblume, Clusius-Steinbrech und Frühlingsenzian. Auch konnte ich noch einen Apollo-Falter fotografieren, der sich einigermaßen ruhig verhielt. Diese Falter haben wir jetzt schon öfter gesehen, sie leben an Hängen mit felsiger Struktur.

Um 14:30 Uhr waren wir bereits an der Lodner Hütte, die auf 2429m Höhe liegt, angekommen. Eine sehr saubere und auch schöne Hütte, wie wir gleich feststellten. Unser Schlafraum, ein Zimmer mit 7 Betten, gefiel uns auch gut. In diesem Zimmer sollten also wir vier und noch so ein Schmuseehepaar schlafen.

Ja und die Welt ist klein. Es war noch eine Wandergruppe aus dem Odenwald da. Herr Schäfer, der früher das Forstamt in Babenhausen leitete, Manfried Hering, auch Förster und aufgewachsen in Falben-Gesäß, Günther ist Förster in Babenhausen mit seiner Tochter Tanja. Der Hüttenwirt freute sich über den guten Rotweinumsatz und Manfried übernahm den größten Teil der Abendunterhaltung, in dem er von seiner bewegten Jugend in Falben-Gesäß erzählte.

Wir gingen spät ins Bett. Nach dem dann die Schmuserei in den Nebenbetten aufhörte, schliefen wir gut und fest.

 

 

13.08. Aktivgruppe  Firmisanjoch 3287m – Schalfkogel 3540m – Hochwildehaus 2866m

 

Um 8:15 Uhr verließen wir das Ramolhaus in Richtung Hochwildehaus. Johann hatte am Abend zuvor den Anfang unseres heutigen Weges mit Steinmännchen markiert, so hatten wir es jetzt leichter, den Weg zu finden. Erst ging es über Felsen, anschließend querten wir ein Gletscherstück. Übers Firmisanjoch wanderten wir Richtung Schalfkogel. Kurz vor dem Gipfelkreuz kamen wir noch einmal gehörig ins Schwitzen. Das letzte Stück war sehr steil und eisig. Wir mussten unsere Eisen schon fest ins Eis setzen um vorwärts zu kommen. Endlich hatten wir das Gipfelkreuz erreicht. Nach Gipfelkuss und Gipfelschnaps ging es uns wieder besser und wir konnten die herrliche Aussicht genießen. Nach einem steilen Abstieg ging der Weg über den Gurgler Ferner zum Hochwildehaus. Zum Abendessen gab es Kasspatzen, rote Beete und Krautsalat. Das war eigentlich kein Grund zum Weinen, aber Wolfgang liefen plötzlich die Tränen übers Gesicht und er japste nach Luft. Der Koch hatte zu tief ins Salzfass gegriffen, als er den Salat würzte. Da Wolfgang an diesem Abend unser Vorkoster war, bekam er es zu spüren.

Aber dies sollte nicht das einzige Missgeschick des heutigen Abends sein. Nach einem gemütlichen Tagesabschluss mit Rotwein und Kartenspiel, gingen wir in unser Lager. Wolfgangs Kopf musste den Härtetest an diesem Abend bestehen. Er ist zu stürmisch in seinen Schlafsack gekrochen, der getrunkene Rotwein war wohl auch nicht so ganz unschuldig und so machte sein Kopf Bekanntschaft mit der hölzernen Kleiderablage hinter der Matratze. Die Ablage hat gewonnen.

 

 

14.08. Wandergruppe Steinerhof – Partschins – Meran – Obergurgl

 

Heute geht es zurück über Partschins, Meran und dann nach Obergurgl. Aber zunächst wandern wir von der Lodner Hütte in Richtung Nassereithhütte. Den Lastenaufzug für die Lodner Hütte haben wir einige Zeit im Blick. Und dann links, leicht ins Tal abfallend, eine große Fläche mit Eisenhut bewachsen, es sind bestimmt 300 qm dicht besät mit dieser dunkelblauen Blume, die auch oft in unseren Gärten angepflanzt wird.

An einer Fischerhütte, die am Wege liegt, machen wir Frühstück, Ludwig wirft sein letztes Brot weg, weil es schimmelig ist. Ich rate ihm, nächstes Jahr ungeschnittenes Brot mitzunehmen, es schimmelt halt nicht so schnell.

Ja, und nun gehen wir in Richtung Steinerhof, der über einen Lastenaufzug versorgt wird. Und mit diesem Aufzug sollen wir von den Bergen entsorgt werden, d.h. wir sollen damit in die Tiefe fahren. So ganz wohl ist mir dabei nicht. Als wir dann endlich verladen sind und auch abfahren macht Ludwig noch ein paar Fotos von uns. Vielleicht ist die Angst ja zu erkennen. Aber heil angekommen sind wir und wandern weiter nach Partschins. Im Gasthof Salten machen wir eine längere Pause und essen und trinken etwas.

Dann geht’s ab zum Bus, der uns nach Meran bringen soll. Vorher will Ludwig an einem Automaten Geld wechseln, aber dieser Automat nimmt nur Geld an, rückt aber nichts mehr heraus. So musste er noch einen Experten von der Bank holen, der dem Automaten die entsprechenden Lira entlockt.

Mit dem Bus sind wir in Meran gut angekommen. Ludwig besorgt eine Taxe, die uns nach Obergurgl zurück bringt, und zwar wieder über die alte Militärstraße und dem Timmelsjoch. In Obergurgl begrüßt uns dann die andere Wandergruppe, die auch schon heut angekommen ist.

 

 

14.08. Aktivgruppe (Hochwilde ca. 3300m) – Obergurgl

 

An diesem Tag wollten wir zur Hochwilde aufsteigen. Wir hatten einen langen Weg vor uns und wollten deshalb zeitig aufbrechen. Eigentlich wollten wir um 6:00 Uhr frühstücken, aber da gab es ein kleines Problem. Das Küchenpersonal war noch nicht anwesend. Weder in der Küche noch im Speisesaal brannte Licht. Einige Wanderer, die auch aufsteigen wollten, wurden ein wenig ungehalten. Nacheinander suchte man die Zimmer nach den Hüttenwirten ab. Es wurde gerufen, an die Zimmertüren geklopft und geschimpft, aber es wurde niemand gefunden. Endlich, es war bereits 6:45 Uhr fand man Daniela. Schnell bereitete sie das Frühstück, doch es war dann doch 7:45 Uhr, als wir endlich die Hütte in Richtung Hochwilde verlassen konnten.

Wolfgang legte an diesem tag eine Ruhepause ein. Es war sehr kalt und windig an diesem Morgen. Ein Stück des Weges konnten wir über die Felsen zurücklegen. Dann hieß es anseilen und den Rest des Weges ging es nur über Gletschergebiet zur Hochwilde.

Ein prüfender Blick in Richtung Berg verhieß uns heute kein gutes Wetter. Langsam stiegen Nebelwolken hoch und verhängten die Bergspitzen. Es war ein mühseliger Weg, denn der Schnee war schon sehr sulzig. Wir sind halt zu spät aufgebrochen, aber diesmal war es nicht unsere Schuld.

Kurz vor dem Einstieg machten wir Halt. Der Nebel hatte uns eingeholt. Alles wurde düster und unheimlich. Was sollten wir tun? Kamen wir noch bis zum Gipfelkreuz? Schlägt das Wetter um? Wir kamen überein, dass es wohl klüger wäre, den Rückzug anzutreten. Zweimal hatte Petrus ein Einsehen und ließ uns einen Blick auf den Gipfel werfen. Das Gipfelkreuz war schon zum Greifen nah. Das dauerte aber jeweils nur wenige Augenblicke, dann war wieder alles hinter einer Wolkenwand verschwunden.

Schweren Herzens machten wir uns auf den Rückweg. Dabei machten Richard, Manfred und Heidi Bekanntschaft mit Gletscherspalten. Während Manfred und Heidi nur mit einem Fuß hinein getreten sind, steckte Richard bis zum Bauch im Schnee. Manfred half ihm, sich wieder freizuschaufeln. Pünktlich zur Mittagszeit erreichten wir das Hochwildehaus. Der Wetterbericht hatte nichts Gutes vorhergesagt und wir beschlossen, noch an diesem Tag nach Obergurgl abzusteigen. Es war ein sehr schöner, teilweise recht steiler Weg. Er führte an der Karlsruher Hütte (Langtalereckhütte) vorbei bis zur Schönwieshütte. Hier machten wir noch eine letzte Rast. An unserem Quartier angekommen, ging plötzlich die Haustür auf und Ludwig begrüßte uns mit einer Runde Schnaps. Auch seine Gruppe hatte den Rückweg einen Tag früher angetreten. Jetzt fing das Erzählen an. Nach einem guten Abendessen ließen wir den Tag fröhlich ausklingen.

 

 

15.08. Freizeit

 

Heute werden wir nicht gemeinsam wandern, d.h. jeder kann machen was er will. In Österreich ist Maria Himmelfahrt, ein kirchlicher Feiertag. An diesem Tag zieht in Obergurgl eine Prozession durch das Dorf. Auch ist in dem Ortskern ein großer Flohmarkt aufgebaut, den man besuchen kann. Was jeder Einzelne an diesem Tag getrieben hat, weiß ich nicht, denn ich bin zum Festkogel gewandert und kam erst abends zurück, und da ich den ganzen Tag nicht viel gegessen habe, freute ich mich schon auf das anerkannt gute Abendessen, was um 20:00 Uhr im Hotel Enzian über die Bühne gehen sollte. Es war wieder einmal hervorragend – ein Grund mehr wieder mitzumachen, wenn es heißt: Wir wandern in den Alpen.

Morgen geht es wieder nach Hause, dann heißt es Abschied nehmen bis zum nächsten Jahr. Ich bedanke mich bei Ludwig, unserem Wanderführer für die gute Organisation und bei allen anderen für das heitere Mitwandern und Mitschwitzen.

Bis zum nächsten Jahr.

Zuhause habe ich dann 3 Paar Wanderschuhe stehen – eine starke Herausforderung.