1990 – Dachsteingruppe 04. – 12.08.1990
04.08. Anreise
Es trafen sich um 7:00 Uhr
bei Ludwig in Groß-Umstadt elf der sechszehn Lehrgangsteilnehmer, um in drei
Fahrgemeinschaften nach halbstündigem Einpacken gegen Süden aufzubrechen.
Fahrgemeinschaft 1, der tiefergelegte Hermann mit Adele und Dieter., bestand
auf dem Mittelplatz im Konvoi (an der Spitze wäre er weg gewesen),
Fahrgemeinschaft 2 Manfred, Gabi, Heidi und Gunther, wollte zum Schluss fahren
(sie hätten eh keine Chance gehabt), so blieb für Fahrgemeinschaft 3 Frank,
Elisabeth, Ludwig und Norbert nur die Spitze (logisch, denn Ludwig besaß die
Wanderkarten vom Dachsteingebirge).
Vor Würzburg wurde ein Stau
gemeldet, fanden aber viel früher. Wir fuhren bei Stockstadt auf die Autobahn
und standen 400m weiter bei Aschaffenburg im Stau. Das Stauglück und stockender
Verkehr blieben uns treu, kurz vor Helmstadt hatten wir den 16km lange Stau
gefunden, wir verließen die Autobahn und standen auf der B8 vor Würzburg im
Stau. Wir bogen nach Süden ab, sahen die AB mit schnell fließendem Verkehr,
ordneten uns ein und ... standen im Stau. Nach 12 km (Wü-Randersacker) ging der
Stau in zäh fließenden Verkehr über. Inzwischen gab es Staumeldungen hinter
München von 50km Länge und eine Wartezeitvorhersage bei der Ausreise nach
Salzburg von zwei Stunden. Auf der Raststätte Aurach kurz vor Nürnberg
beschlossen wir, über Regensburg und Passau nach Österreich zu fahren (nur
kurze Wartezeit von 20min.). Über die Bundesstraßen 147 und 142 näherten wir
uns Salzburg, nicht ohne gegen 14:30 Uhr in Uttendorf eine ausgiebige unter den
Linden mit herrlichen Leberknödeln und Weizenbier eingelegt zu haben. Exakt zur
verabredeten Zeit, pünktlich um 17:00 Uhr kamen wir an der Türlwandhütte an.
Dort erwarteten uns Yvonne und Johann und die 4. Fahrgemeinschaft von
Friedrich, Bärbel und Hans-Bernhard, die erst gegen 8:30 Uhr an der Bergstraße
gestartet, über Ansbach und München geflogen und bereits kurz nach 15:00 Uhr am
Ziel angekommen waren. Staus unterwegs und an den Grenzen habe es keine
gegeben. Die letzten werden die ersten sein. Der späte Nachmittag und der Abend
blieben ausgiebigen Erzählungen vorbehalten. Mit den Zimmern und dem Abendessen
waren alle sehr zufrieden.
05.08. Krummholzhütte 1858m – Hauser Kaibling 2015m – Raßfeldsattel 1877m – Bärfallspitze 2150m – Seeschartel 2070m – Höchstein 2543m – Kerschbaumer Alm 1380m – Gauklalm 1078m
Am Sonntag sollte für uns
ans Gebirge unangepasste Flachlandtiroler eine angemessene Einlauftour
stattfinden. Dazu fuhren wir erst einmal mit vier PKW auf die andere
Ennstalseite, genauer durch Ramsau und Schladming nach Haus, wo wir nach
doppeltem Wendemanöver auf engstem Raum die richtige Laibling-Seilbahn
erwischten, die uns zur Krummholzhütte brachte. Unser Ziel war der Höchstein in
den Niederen Tauern, den wir auch fast alle erreichen sollten.
Dazwischen lagen der Hauser
Kaibling, der Raßfeldsattel und die Bärfallspitze, auf der wir uns zu einer
ausgedehnten Rast und bei strahlend blauem Himmel zu einem Sonnenbad
niederließen. Der herrliche Blick über das Ennstal entlohnt für die Mühen,
dachten wir. Die Mühen sollten erst noch kommen. Der Abstieg von der
Bärfallspitze zum Seeschartel war eine Gratwanderung ohne Markierung, und
Ludwig testete beim Hinabklettern die Trittsicherheit und Kniestabilität der
Lehrgangsteilnehmer. Ein leichtes Kniezittern bei den Neulingen ist normal.
Solange der Angstschweiß nicht auf der Stirn steht, ist alles in Ordnung,
lautete sein Resumee. Über die Kaiblinglochscharte 2213m erreichten wir alle
den Höchstein, alle, bis auf Friedrich, der leider wegen eines seiner Knie die
letzten 150 Höhenmeter nicht mehr in Angriff nahm und auf der
Kaltenbachschulter auf unsere Rückkehr wartete.
Auf dem Höchstein belohnte
uns eine enorme Über- und Fernsicht über Kärnten, Tennengebirge, Dachstein,
Schladminger Tauern, Osttirol bis zu den Hohen Tauern mit dem Großglockner und
dem Großvenediger.
Gegen 14:30 Uhr brachen wir
wieder auf. Der Abstieg war geplant über die Hasenkarscharte, Sonntagshöhe,
Rauhenberg, Seerieszinken, Krahbergzinken nach Planei, um dort mit der
Abstiegshilfe nach Schladming abzufahren. Die letzte Bahn sollte um 16:00 Uhr
talwärts fahren und der Weg vom Höchstein nach Planei war deutlich weiter als
der Vormittagsweg von der Krummholzhütte auf den Höchstein. Die Version vom
Abstieg in das südlich gelegene Riesachtal sollte in Erfüllung gehen. Von der
Kaltenbachschulter stiegen wir zum Punkt 2042 ab und sahen direkt unter uns den
Riesachsee zum greifen nah. Der Weg führet aber 2km nach Osten zur Neualm, dann
musste auf ca. 2km Weglänge 500 Höhenmeter abgestiegen werden, eine Tortour. An
der Kerschbaumer Alm entschädigte uns der Almbauer mit Buttermilch, Friedrich
bekam sogar zum Schluss ein Bier.
Aber unser Leidensweg war
noch nicht zu Ende. Auf breitem staubigem Weg quälten wir uns am Riesachsee
entlang anschließend noch 300 Höhenmeter ins Tal. Elisabeth und Norbert
unternahmen einen Abstecher zu den
rauschenden Riesachfällen, was sie aber besser unterlassen hätten. Denn als sie
im Untertal ankamen, war der größte Teil der Gruppe, jetzt wieder so richtig im
Trott, an der zur linken Hand hinter dem Parkplatz liegenden Gauklalm
vorbeigelaufen und marschierte weiter ins Tal. Ein Sprint in Bergschuhen führte
zu der Spitzengruppe, die nach600m den Irrtum bemerkt hatte und sich wieder im
Anstieg auf die Gauklalm befand, die wir gegen 19:00 Uhr erreichten. Das
bestellte Taxi (versprochene Wartezeit 10 min.) kam nach 50 min., nach einer
weiteren knappen Stunde waren die Fahrer zurück, die Gruppe konnte
zwischenzeitlich nicht mehr sitzen (es wurde kalt) und liefen den Fahrzeugen
entgegen. Um 21:30 Uhr kamen wir schließlich auf der Türlwandhütte an, das
Abendessen war für 18:30 Uhr bestellt gewesen, eine telefonische
Benachrichtigung war wegen des dauernden, wie sich später herausstellte,
unnötigen Wählens der Vorwahl unterblieben. So war die Freude groß. Wie anfangs
gesagt, eine angemessene Einlauftour.
Und als hätten wir noch
nicht genug wurde nach dem Abendessen noch das Anlegen der Kletterausrüstung
geübt. Denn am nächsten Tag sollte es noch etwas steiler werden.
06.08. Bergstation 2694m – Austriascharte 2736m – Kleiner Koppenkarstein 2836m
Am Montag sollte
Klettererfahrung gemacht bzw. wieder aufgefrischt werden. Wir fuhren mit der
Dachsteinsüdwandbahn (Massentourismus) zur Bergstation und stiefelten über das
Schladminger Gletscher genannte Schneefeld, wobei wir die südkoreanische
Skilangläufernationalmannschaft und etliche andere Langläufer beobachten
konnten. Wolkenfetzen erschwerten uns aber immer wieder sie Sicht. Über die
Hunerscharte und die Austriascharte stiegen wir auf den kleinen Koppenkarstein
und zwar in vollem Lametta. Das sichere Gehen am Stahlseil und der
schlafwandlerisch sichere Gebrauch der Karabinerhaken wurde geübt. Manchmal
ging es noch etwas langsam voran, aber es war ja nur ein Übungsvormittag. Auch
machten sich die Strapazen des Vortages bemerkbar, besonders bei Hans-Bernhard,
dessen rechtes Knie ihm keinen rechten Dienst mehr leistete.
Das vorbildlichste Outfit
besaß Hermann. Schon in der Seilbahn zog er sich 3-4 Winkelrisse an
rückwärtigem Teil der Hose zu, steigerte aber beim Klettern die Zahl ins
Unermessliche.
Da die Wolken immer dichter
wurden und sich ein Wetterumschwung ankündigte, zog die Einsatzleitung es vor,
den Walchersteig nicht zu Ende zu gehen und blies zum Rückzug.
Während des Abstiegs mit der
Seilbahn lockerte die Bewölkung zwar noch einmal etwas auf, so dass am
Nachmittag Spaziergänge unternommen werden konnten. Adele, Yvonne, Elisabeth,
Hermann und Norbert stiegen zur Dachsteinsüdwandhütte 1871m auf, um dort bei
Kaffee und Kuchen den Beginn des Regens genießen zu können. Obwohl der
Dauerregen keine Aussicht auf Wetterbesserung versprach, wurde am Abend das
Knüpfen der Prusikschlingen und das fachgerechte Anlegen der Steigeisen geübt.
07.08. Lodenwalke –
Silberkarhütte 1250m
Am Morgen des Dienstag war
an den Aufbruch zur Hüttentour nicht zu denken. Es goss in Strömen. So fiel
auch Friedrich und Hans-Bernhard der Abschied nicht allzu schwer. Sie starteten
Richtung Heimat, um sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Für das restliche
Häufchen der vierzehn Aufrechten kam das Alternativprogramm zum Tragen. Wir
fuhren nach Ramsau in die Lodenwalke und mit uns viele andere Touristen auch.
Da schon seit über einem halben Jahrhundert an dieser Stelle Stoffe aus
Edelschafwolle erzeugt werden, ist die Lodenwalke der älteste Gewerbebetrieb
des Landes. Die alten Werkstätten bestehen zum Teil noch heute und sollen so
lange wie möglich auch erhalten bleiben, nach einem Hochwasser 1938 mit
schweren Schäden an Gebäuden, Maschinen und Vorräten wurde ein erster Neubau in
etwas höherer, geschützter Lage errichtet. Weitere Verbesserungen folgten,
Hauptstütze für die Wirtschaftlichkeit des Betriebs sind zwei werkseigene
Wasserkraftwerke für Antrieb und Beheizung und die hervorragende Qualität der
Erzeugnisse. Wir konnten die Prozesse der Lodenherstellung und –verarbeitung
verfolgen. Zuerst wird die Wolle aufgelockert (gekrumpelt) und zu festen
Fäden gesponnen. Diese wird dann
gefärbt und in warmen Wasser energisch gewalzt und gestampft. So schrumpfte das
Gewebe zusammen, die einzelnen Haare verfilzen untereinander, bis der wasser-
und winddichte Loden entsteht. Ein Stück Schladminger Perlloden misst z.B. vor
dem Walken 100 qm, nach dem Walkprozess 42 qm. Der Loden schrumpft also über
die Hälfte zusammen und gewinnt daher die doppelte Dicke. Daraus erklärt sich
die außerordentlich große Festigkeit und Lebensdauer dieses Stoffes.
Anschließend spazierten wir
hinauf zur Silberkarhütte. Jede Gegend braucht ihre Klamm als
Touristenattraktion und uns war es bei diesem Wetter gerade recht. Auf der
Hütte gab es Gemüsesuppe oder Apfelstrudel. Der Nachmittag stand zur freien
Verfügung. So ging es teilweise ins Schwimmbad (Familiennachmittag = voll und
laut, aber lustig), teilweise wurde in Ramsau ein Schaufensterbummel gemacht,
es wurde geschlafen oder in der Austria Hütte das Alpinmuseum besichtigt.
Nach dem Abendessen standen
Kontrolle der Ausrüstung, Knotenknüpfen und Hoffen auf besseres Wetter auf dem
Programm.
08.08. Neustattalm 1529m – Scharlalm 1444m – Sulzenhals 1821m – Sulzenalm 1590m – Hofalm 1295m – Hofpürglhütte 1703m
Endlich war es soweit!
Nachdem alle ihre Schuhe angezogen und Rucksäcke aufgesetzt hatten (uff, sind
die schwer), ging es los. Zuerst liefen wir bergab, bei Nebel und Nebelnässen
standen wir im Klausgraben, wo kurz diskutiert wurde, welche Richtung wir
einschlagen. Ein Blick von Ludwig in die Karte und er nahm Kurs auf die
Neustattalm. Etwas später querten wir den Scharfensteinbach.
Nach diesem kleinen
Zick-Zack-Weg ging es ziemlich auf gleicher Höhe, vorbei an der Bachelalm
bergauf.
Nun bewältigten wir unseren
ersten längeren Anstieg bis zum Schnittlauchmoosboden, wo endlich eine kleinere
Essenspause eingelegt wurde. Anschließend mussten wir noch einmal ca. 200
Höhenmeter bis zum Sulzenhals zurücklegen.. Dort angekommen fing es an zu
regnen. Nun kam die Regenkleidung vom Anorak, Regenschirm bis zur Mütze zum
Einsatz.
Bergab schritten wir auf die
Sulzenalm zu, dort wurde erst einmal Mittagsrast gemacht, teils mit Bier,
Radler oder Tee. Es regnete noch, so dass wir uns auf den Bänken um die Hütte
herum aufhielten.
Weiter bergab ging es bis
nach Hof. Unterwegs riss der Himmel etwas auf, aber kaum haben wir Hof
durchquert und uns auf den Wastl-Lackner-Weg begeben, fing es auch schon wieder
an zu regnen. Manche zogen wieder ihre Regenbekleidung an, die etwas später
wieder ganz schnell ausgezogen wurde, da der Anstieg recht schweißtreibend war
und es jetzt egal war, von wo die Nässe kam.
Nachdem wir die 400m höher
liegende Hofpürglhütte erreicht hatten, wurden wir mit einem Schild empfangen,
auf dem zu lesen war: Wassermangel. Da war erst einmal etwas Erstaunen und
Rätseln wie das jetzt weitergehen würde. Nach einem Blick auf die Getränkekarte
gab es wenigstens reichlich zu trinken. Zuerst wurde der Rucksack abgesetzt und
die mittlerweile sehr schwer gewordenen Schuhe ausgezogen, was eine Wohltat
war. Der eine oder andere suchte dann die Toilette, die bedingt durch den
Wassermangel, geschlossen war. Also trabte man von der Haupthütte zur
Winterhütte, wo es ein Plumpsklo gab. In der Zwischenzeit kümmerte sich Ludwig
um die Quartiere, die von manchen gleich bezogen wurde, während die anderen mit
verschiedenen Getränken die verlorene Flüssigkeit wieder zu sich nahmen. So
nach und nach zogen alle ihren Jogginganzug an und bald gab es Abendessen, ein
3-Gänge-Menü, das wohl allen schmeckte.
Anschließend wurden die
Berge (die Wolken hatten sich verzogen), rund um die Hütte in Augenschein
genommen, unter anderem auch den Weg zum morgigen Ziel. Nach und nach krochen
wir dann in unsere Schlafsäcke.
09.08. Linzerweg – Reißgangscharte 1854m – Hochkesseleck 2028m – Torsteineck 2258m – Adamekhütte 2196m
Bestückt mit einem Becher
Wasser und der Zahnbürste und –pasta wurde der Waschraum aufgesucht,
anschließend gepackt. Nun begaben wir uns zum Frühstücken. Anschließend so
gegen 7:00 Uhr hielt Elisabeth die Frühgymnastik vor der Hütte ab, sie war aber
nur von kurzer Dauer, denn Ludwig wollte so früh wie möglich los. Da er nicht
wusste, wie es in der Scharte, wo es zur Adamekhütte ging, unser heutiges Ziel,
aussah.
Die Rucksäcke aufgeschnallt,
ging es los. Es war ein sehr schöner Morgen, nur vereinzelt sah man ein paar
Wolken und hinter dem Dachstein sah man langsam die Sonne emporklettern. Vorbei
ging es an der Abzweigung ins Gosautal immer auf dem Linzerweg entlang im
Schatten des Gosauer Stein. Nach ca.
zwei Stunden waren wir an der Reißgangscharte angekommen. Dort ließ Ludwig uns
erst einmal die Kletterausrüstung anziehen, anschließend ging es Schritt für
Schritt die gut gesicherte Scharte hinauf. An einem Band querend, wo etwas Eis
war, wurden dann doch von dem einen oder anderen ein paar Steine losgetreten,
die von denen, die noch unterhalb waren, nicht gerade mit Begeisterung
angenommen wurden.
Oben angekommen wurde eine
kleine Rast eingelegt, wobei man einen sehr schönen Blick in da Gosautal hatte.
Man sah den Hinteren Gosausee und im Hintergrund einen Zipfel des Vorderen
Sees. Nun gingen wir , wie so oft, in Schlangenlinie. Ludwig als Kopf, über
verkarstetes Blockwerk am Reißgangkogel vorbei immer bergauf und –ab bis zum
Hochkesseleck, wo wir Mittagsrast machten. Von hier sah man auch schon unser
Tagesziel und den Großen Gosaugletscher. Weiter auf dem Linzerweg ging es am
Aufstieg zur Windlegerscharte vorbei zum Torsteineck, hier waren wieder ein
paar versicherte Stellen, die aber keinem Schwierigkeiten bereiteten, wir
hatten ja vorher geübt.
Da wir feststellten, dass
noch genügend Zeit war, wurde unterhalb des Großen Gosaugletschers nochmals ein
Picknick eingelegt. Glücklich und froh, so gut über die Reißgangscharte und das
Blockwerk gekommen zu sein wurde hier recht viel geblödelt. Dieter ärgerte sich
etwas, dass er seine Kameraausrüstung nicht mitgenommen hatte, um die vielen
Alpenblumen zu fotografieren, die es hier gab. So beschränkte er sich auf das
zuordnen der einzelnen Pflanzen anhand seines Alpenblumenbuches.
Gegen 14:30 Uhr erreichten
wir dann die Adamekhütte, wo wir erst einmal etwas tranken und manche eine kräftige
Suppe zu sich nahmen. Etwas später machte Ludwig das Quartier klar. Heute
durften wir alle in einem Zimmer schlafen, was manchmal recht eng war, dafür
aber auch sehr lustig.
Da die Hütte recht voll
besetzt war, ging es auch hier recht eng zu und es war schon manchmal ein
Balanceakt, das Abendessen an den Tisch zu bringen, an dem wir saßen. Beim
Bier, Wein oder sonstigem Getränk ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.
10.08. Obere Windlücke 2746m – Hoher Dachstein 2996m – Hunerkogel – Abfahrt
An diesem Morgen ging es
schon etwas drunter und drüber, da nicht alle auf einmal aufstehen konnten.
Aber auch dies wurde gemeistert. Nach dem Frühstück wurde das Gepäck vor die
Hütte gebracht. Wir beobachteten den Sonnenaufgang, sahen auch zwei Steinböcke,
während die anderen ihre Schuhe imprägnierten. Als alles gepackt und aufgesetzt
bzw. angezogen war, kam Ludwig vom telefonieren zurück. Kaum wollten wir los,
da kam die Hüttenwirtin und rief Ludwig nochmals ans Telefon. Als er zurückkam,
sagte er uns, dass die Simonyhütte, unser heutiges Ziel, besetzt sei. Nun
gingen wir ein Stückchen vom gestrigen Weg Richtung Dachstein. Am Gletscher
angekommen, war dieser am Einstieg recht vereist. Deshalb zogen wir zum ersten
Mal unsere Steigeisen bzw. Grödeln an. Dabei gab es schon das eine oder andere
Problem. Doch nach ein paar Minuten ging es endlich los. Nach kurzer Zeit
stellte sich heraus, dass Adeles Steigeisen nicht passten. Während die anderen
weitergingen, versuchten Ludwig, Manfred und Gunther die Steigeisen so anzupassen, dass sie nicht immer
abgingen. Nach mehrmaligem Probieren und Schrauben waren die anderen schon fast
nicht mehr zu sehen. Hermann regte es ziemlich auf, dass er nicht vorne mit
dabei sein konnte. Ludwig beruhigte ihn und nach einiger Zeit erreichte auch
diese Gruppe , durch mittlerweile sehr weichen Schnee, den Einstieg auf den
Dachstein.
Nun ging es teils auf Fels,
teils auf Schnee und Eis, angeseilt auf den Dachstein. Es war ziemlich viel
los, aber wir erreichten bei schönem gemütlichem Klettern bald unser ziel. Dort
war der Platz sehr beengt, auch das Wetter hatte sich verschlechtert. Es kamen
Wolken auf und die Sicht war versperrt. Nach kurzer Rast mit dem Gipfelschnaps,
dem Gipfelfoto und der Fütterung der Alpendohlen ging es an den Abstieg auf der
anderen Seite des Berges. Gesichert an Haken, Tritten und Seilen ging es
Seilschaft für Seilschaft nach unten Richtung Hallstätter Gletscher. Unten
angekommen, entschied Ludwig keine andere Hütte mehr anzusteuern, denn die Zeit
war schon recht fortgeschritten. Also gingen oder rutschten (Abfahren im
Schnee) wir über den Hallstätter Gletscher (größeres Schneefeld) Richtung
Hunerkogel, wo uns eine größere Touristenanhäufung erwartete und bestaunte.
Nachdem Ludwig uns bei der Türlwandhütte angemeldet hatte und der restliche
Proviant verzehrt war, ging es mit der Gletscherbahn nach unten.
Dort angekommen, machten wir
uns erst einmal auf der Terrasse breit, tranken einige Bierchen. Nachdem sich
alle frisch gemacht hatten, gab es ein gutes und reichliches Abendessen.
Anschließend genossen wir die Abendsonne, trafen uns dann zum gemütlichen
Beisammensein in der Hütte, wo wir den Abend ausklingen ließen.
11.08. Austriahütte 1630m
- Brandriedel 1724m
Nach dem Frühstück, aber
etwas später als sonst, machten wir uns auf zu einem Spaziergang ohne Rucksack,
aber natürlich mit der Kamera ausgerüstet. Bei gemächlichem Bergauf und –ab
konnten wir das eine oder andere Schwätzchen halten. Vorbei an der Austriahütte
ging es auf den Brandriedel – einem „Gipfel“ umgeben von Wald, so dass eine
weite Aussicht nicht möglich war. Aber der Gipfelschnaps durfte auch hier nicht
fehlen. Nach kurzer Rast ging es den gleichen Weg zur Austriahütte zurück. Dort
erhielten alle eine Suppe zum Mittagessen.
Anschließend ging es zurück
zur Türlwandhütte. Unterwegs trafen wir noch auf ein paar sehr zutrauliche
Pferde. An der Hütte angekommen, sagte Ludwig, dass wir uns nach einer kleinen
Pause (die meisten machten ein Nickerchen) hinter der Hütte an dem
Schleppliftmast treffen, ausgerüstet mit Klettergurt, Prusikschlingen, usw.
Während Manfred und Gunther
die Seile befestigten, zogen die, die noch nicht aufgeprusikt haben, ihren
Klettergurt an und Johann gab letzte Anweisungen. Nun durften alle einmal
aufprusiken und es galt, dass was wir schon theoretisch gehört hatten, in die
Tat umzusetzen. Es stellte sich heraus, dass dies manchmal gar nicht so einfach
ist und vieles sehr schnell vergessen wird. Aber mit der einen oder anderen
Hilfestellung klappte es schon. Wir konnten auch von unseren Vorturnern
abgucken. Nachdem jeder von den Anfängern mindestens einmal aufgeprusikt hatte,
packten wir zusammen und gaben unsere zum Teil von Ludwig geliehene Ausrüstung
ab. Anschließend wurde für die Heimreise gepackt und etwas frisch gemacht.
Dann ging es zum letzten
Abendessen, diejenigen, die schon öfters mit Ludwig unterwegs waren, wussten,
was jetzt kommt. Es wurde ein Festessen aufgetischt, das Ludwig mit den
Wirtsleuten ausgesucht hatte, Es bestand aus mehreren Gängen und verschiedenen
Weinen. Nachdem sich jeder am tollen Essen gelabt hatte und die ersten
Schnäpschen getrunken wurden, bekam Ludwig ein Geschenk von uns allen
überreicht, das Ausdruck bringen, wie gut uns die Woche unter seiner Leitung
gefallen hatte.
Anschließend ließen wir den
Abend in gemütlicher Runde bei Wein, Bier und Schnaps ... ausklingen.
12.08. Abreise
Tag des Abschieds und der
Rückfahrt. Nach dem guten Frühstück wurden Gepäck und Ausrüstungsgegenstände
auf die Fahrzeuge verteilt, diesmal ging es etwas enger zu als auf der Anreise,
aber zum Schluss waren alle und alles verstaut. Jeder machte noch mit seinem
Fotoapparat ein Gruppenfoto mit dem Dachstein im Hintergrund. Anschließend
verabschiedeten sich die einzelnen Fahrgemeinschaften voneinander in der
Hoffnung, sich im nächsten Jahr, an anderer Stelle, wieder zu treffen und eine
Wanderwoche in den Bergen zu verbringen.