1984 – Venedigergruppe 18. – 26.08.1984

 

 

18.08. Anreise

 

Die Anreise der Teilnehmer ist gut verlaufen, wie man beim Eintreffen der einzelnen Autos vernehmen konnte. Im Gasthof Grundlhof lernten wir durch unsere ständigen guten Geister, Sonja und Silvia (Bedienung), die herzliche Gastfreundschft des Habachtals kennen, und fühlten uns sehr bald richtig heimisch.

Nachdem auch die letzten eingetroffen waren, wurden wir von Ludwig offiziell begrüßt und dann konnten wir unsere Zimmer in Besitz nehmen. Doch gleich ging es weiter – und wenn sich einige auf einen gemütlichen Bierabend eingestellt hatten – so wurden sie bald eines besseren belehrt. Denn Ludwig bombardierte uns mit viel Theorie. Über Ziel und Zweck des Lehrgangs; wie eine zweckmäßige aussieht und was alles zu einer guten Ausrüstung beim Bergwandern gehört. Doch zum Schluss, nachdem die Parole für den nächsten Morgen ausgegeben war, konnten wir uns doch noch bei einem Umtrunk etwas gemütlich zusammensetzen.

 

19.08. Bergstation 2099m – Gensbichler Scharte 2019m – Herrensteigscharte 2028m – Gernscharte 1978m – Steinfeldjoch 1997m – Schöntaljoch 2030m - Großer Rettenstein 2362m – Geigenscharte 2026m –  Neukirchen 860m

 

 

Heute war die erste Einlauftour vorgesehen. Mit PKW’s fuhren wir nach Neukirchen und mussten, da wir zu früh an dem Sessellift waren, zuerst  mal 30 Minuten warten, bis wir zur Gipfelstation auffahren konnten. Doch auch diese Zeit ging vorüber. An der Bergstation begann unsere Wanderung in Richtung Großer Rettenstein.

Die Wanderführung lag in den Händen von unserem Manfred, der seine Sache sehr gut machte. Wir hatten uns vorgenommen, eine große Rast erst am bzw. auf dem Großen Rettenstein vorzunehmen, und merkten erst viel später, dass der Weg sich unendlich lang dahin zog.

Wir gelangten erst um 14:00 Uhr auf dem Gipfel an, bevor Heinz, unser Fußkranker, am Einstieg zum Gipfel seinen Rastplatz aufschlug und Rosel durch Luftmangel den Aufstieg vorzeitig abbrechen musste. Beim Abstieg und der Wanderung zurück musste die Wanderführung in andere Hände gelegt werden, denn  Manfred war K.o.!

Ob seine Mattheit durch den Alkoholgenuss vom Vorabends, durch die Anstrengung seiner ersten Bergwanderführung, durch Überanstrengung durch zu schweren Rucksack oder nur durch eine einfache Magenverstimmung herrührte, konnte bis heute nicht geklärt werden.

Die erste Einlauftour war doch recht lang, denn wir kamen erst um 20:00 Uhr wieder im Grundlhof in Habach an.

 

 

20.08. Krimmler Wasserfälle

 

Heute war schon eine leichte Schonung für den gestern zugezogenen Muskelkater nötig, doch ein gänzliches Abschalten ist hierbei auch nicht gut. So wurde nur eine Kurztour mit Gehübungen und Abseilübungen angeordnet. Mit PKW’s ging es wieder los. Wir fuhren bis Krimml und wanderten über den Wasserfallweg bis ins Krimmler Tauerntal. Unterwegs hatten wir immer wieder die Möglichkeit, einen Blick auf die Krimmler Wasserfälle mit ihren drei Stufen zu werfen. Es war schon ein überwältigender Eindruck! Unterwegs musste ein fußkranker Heinzleider seine Wanderung unterbrechen und einen Lagerplatz aufschlagen; er versprach sogar, auf unsere Rückkehr zu warten. Selbstverständlich leistete Rosel ihm Gesellschaft. Im Krimmler Tauerntal fanden wir bald einen idealen Platz, um Abseiltechnik und Aufprusiken zu üben. Die, die ihre Übungen absolviert hatten, wurden aus der Pflicht entlassen und hatten dann mehr oder weniger Gelegenheit, in Neukirchen einen Einkaufsbummel zu machen. Als wir uns im Grundlhof in Habach wieder einfanden, teilte Bruno unser Hotelchef mit, das der Bergführer Loisl Hofer bereit ist, mit uns zwei Tage durch die Venediger Gruppe über die Gletscher zu wandern. Auch auf den Großvenediger, dass aber jeder Teilnehmer ein Paar Steigeisen haben muss. Sollten Teilnehmer unserer Gruppe keine Steigeisen haben, sollen wir mit den Schuhen zu ihm kommen und Eisen holen. So fuhren wir noch vor dem Essen ins Gasthaus Bergkristall und probierten Steigeisen an. Nach dem Abendessen wurde noch einmal Knotenkunde praktiziert, Brustgeschirr und Sitzgürtel sowie alles Gepäck überprüft. Karl-Hermann, Rosel und Heinz beschlossen, die Hüttentour nicht mit zu machen, so dass wir bei der großen Tour nur noch 14 Teilnehmer waren.

 

 

21.08. Aufstieg Neue Fürther Hütte 2201m

 

Heute beginnt unsere Hüttentour. Bruno, unser Wirt, hat sich bereit erklärt, mit seinem PKW sowie 3 PKW’s unserer Gruppe (Fahrer: Heinz, Rosel und Karl-Hermann) ins Hollerbachtal zu fahren, um uns einen langen Anmarschweg zu ersparen. Auf einem sehr schmalen, schlecht ausgebautem Weg fuhren wir dann bis zur Otlacher Alm, wo wir dann unsere Wanderung begannen. Zuerst im Tal stetig steigend bis zum Talschluss, wo dann die Steigungen in langen Serpentinen zum Hangtörl begannen. Hier legten wir unsere große Pause an einem sehr schönen Rastplatz ein. Ludwig ließ sein Taschenmesser liegen. Gegen 14:00 Uhr erreichten wir dann die Neue Fürther Hütte, wo wir in einer abgelegenen kleinen Hütte nur mit unserer Gruppe Quartier bezogen. Nur zum Essenfassen und Getränkeeinkauf gingen wir noch in die Gasthütte, da diese erstens sehr überfüllt war und zweitens wir einen herrlichen Aufenthaltsraum in unserer Behausung hatten. Durch die Tatsache, dass wir allein in einer Hütte mit Aufenthaltsraum waren, wurde die Hüttenruhe doch nicht so streng eingehalten, aber wegen der langen Tour am nächsten Tag waren wir dann bis 24:00 Uhr doch alle in sämtlichen Betten.

 

 

22.08. Sandebentörl 2753m – Tal 2180m – Alte Prager Hütte 2489m – Löbbentörl 2770m – Badener Hütte 2608m

 

Um 5:30 Uhr wurde geweckt und um 6:00 Uhr gingen wir in den Gastraum der Hütte zum Frühstück. Um 7:00 Uhr war dann Abmarsch. Auf dem Fürther Höhenweg marschierten wir aufwärts über eine Firnmulde des Abretterkeeses zum Sandebentörls, weiter zur Alten Prager Hütte, wo wir um 11:00 Uhr eintrafen. Durch die günstige Lage und den verhältnismäßig kurzen Aufstieg vom Tal war die Hütte sehr stark von Tagesgästen bevölkert.

Trotzdem legten wir eine lange Pause bei Radler, Suppe und Rucksackverpflegung ein, bevor wir um 12:30 Uhr unsere Tour fortsetzten. Nach einem kurzen Moränenabstieg erreichten wir das Nordufer des Schlatenkeeses, das wir mit drei Seilschaften vorschriftsmäßig in einer Stunde überquerten, wobei uns sehr, sehr viele Zuschauer von der alten Prager Hütte aus beobachteten.

Vom Südufer des Schlatenkeeses folgten wir dem Rudolf-Zöllner-Weg zum Löbbentörl (eine der schönsten Stellen der östlichen Venedigergruppe) mit Kreuz und Gipfelbuch bei einem herrlichen Blick zur Kristallwand.

Vom Löbbentörl war auch bald die Badener Hütte erreicht, wo wir von der Tochter der Hüttenwirtin Genoveva schon sehnsüchtig erwartet wurden, und somit war die Hütte bis auf den letzten Platz belegt, so dass viele Bergfreunde im Aufenthaltsraum übernachten mussten. Genauso eng wie beim Schlafen war es auch im Gastraum und wir bekamen keinen Platz mehr. Als dann unser bestelltes Abendessen fertig war, blieb für uns nur noch der große Tisch in der Küche frei, wo wir Platz nehmen durften. Natürlich war unsere Küchenhilfe Wolfgang mit seinem Gehilfen Heinz fast drei Stunden beschäftigt, Geschirr zu spülen, abzutrocknen und einzuräumen – unterstützt von Holger. Gegen 20:00 Uhr traf auch unser Bergführer Loisl, mit einem Brief von unseren drei fuß- und lungenkranken ein. Es wurde noch ein sehr lustiger Hüttenabend in der engen Küche der Badener Hütte.

 

 

23.08. Froßnitzkees – Kristallwand 3329m – Defreggerhütte 2962m

 

Früh um 6:30 Uhr hieß es Abmarsch von der Hütte. Nach langen Abschiedszeremoniell von den beiden Hüttenwirtinnen war es dann soweit. Schnell war das Froßnitzkees erreicht und die Seilschaften gebildet.

  1. Seilschaft: Loisl, Wolfgang, Holger, Heinz und Ludwig
  2. Seilschaft: Manfred K., Paul, Gabi und Franz-Otto
  3. Seilschaft: Hermann, Egon, Karl-Heinz, Norbert und Manfred E.

 

Und los gings auf den Gletscher! Wir hatten ein sagenhaft schönes Wetter und waren sehr früh am morgen. Da ritt unser Bergführer doch der Teufel, als er sagte: Wir gehen dort durch diesen Eisbruch. Dies war dann doch ein Erlebnis besonderer Art, doch war diese Tour für einige wenige eine Nummer zu groß, so dass wir vorzeitig den Bruch verlassen mussten, weil Wolfgang an einem Turm abgerutscht war und einige Meter in ein Loch gefallen ist. Nach diesem Erlebnis erstiegen wir dann die Kristallwand und legten eine große Pause im Kristallwandsattel ein.

Danach ging es quer über das äußere Mullwitzkees zur Defregger Hütte. Doch bevor wir dort ankamen, mussten wir zuerst unseren Paul aus der Gletscherspalte bergen, in die er eingebrochen war.

 

 

24.08. Großvenediger 3674m – Kürsingerhütte 2540m – Parkplatz Hopffeldboden 1000m

 

Leider konnten die Pläne, die wir für heute geschmiedet hatten, nicht voll in die Tat umgesetzt werden, denn es herrschte sehr trübes und stürmisches Wetter. Man konnte die Hand nicht vor den Augen sehen und ein eisiger Wind pfiff ums Haus. Trotzdem wurde die Parole ausgegeben, Brust- und Sitzgeschirr anzulegen und um 6:00 Uhr ging es los in Richtung Großvenediger, den wir überraschenderweise um 9:00 Uhr erreichten. Hier pfiff der Wind noch eisiger, so dass nur der Gipfeltrunk rundging und einige Bilder geschossen wurden.

Nachdem dann Holger seine Handschuhe doch nicht gefunden hatte, machten wir uns an den Abstieg, bei dem Wolfgang und Holger mehr rutschten, als gingen. Trotz lehrreicher Unterweisungen konnten sie nicht gerade gehen, bis es wieder etwas flacher im Gelände wurde und wir in tieferer Regionen kamen. Auch wurde es etwas wärmer und der Nebel lichtete sich auch.

Gegen 12:00 Uhr erreichten wir die Kürsinger Hütte. Mittlerweile hatte es auch angefangen zu regnen und wir waren froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Nach unserem ausgiebigen Mittagsmahl (Venedigerschinken aus Charly’s Rucksack) wurde wieder großer Kriegsrat gehalten. Loisl verließ uns, um schnell ins Tal abzusteigen. Da das Wetter für den nächsten Tag keine Verbesserung versprach und es im Moment nicht regnete, beschlossen wir ins Tal abzusteigen. Per Telefon bestellten wir unsere Fahrer ins Obere Sulzbachtal und dann ging es an den Abstieg. Um 16:00 Uhr waren wir im Tal und um 17:00 Uhr sah die Welt wieder ganz anders aus. Herrlich ein Duschbad nach diesen Strapazen.

Am Abend trafen wir uns alle im Gasthaus Bergkristall bei unserem Bergführer Loisl, der uns eine DIA-Serie aus der Bergwelt der hohen Tauern vorführte. Dann wurde es noch ein langer, feuchter Abend, bis wir die Heimfahrt zum Grundlhof antraten.

 

 

25.08. Schlechtwetter

 

Wie vorausgesagt, heute war das Wetter wirklich schlecht. Daher war morgens ausschlafen und anschließend Einkaufsbummel, jeder auf seine Art. Um 14:00 Uhr trafen wir uns dann, um ins Ozonwellenbad nach Mittersill zu fahren. Nach dem Hallenbadbesuch taten wir noch etwas für die Kultur; wir besuchten das Heimatmuseum in Bramberg, was doch sehr erlebnisreich war.

Zum Abschiedsabend mit Festessen und Überraschungen versammelten wir uns wieder im Grundlhof. Es wurde eine lange Nacht, bis wir früh am morgen in sämtliche Betten krochen.

 

 

26.08. Abreise

 

Nach dem Frühstück ging das Händeschütteln los und dann setzte sich der Konvoi, der keiner mehr war, in alle Himmelsrichtungen in Bewegung.

 

Ein lehrreicher und erlebnisvoller Lehrgang war zu Ende.

 

 

 

Unfertiger Vortrag von Heinz, der von den Teilnehmern ergänzt wurde:

 

Liebe, schöne Bergfreunde!

 

Nun ist leider die lockere Bergwanderwoche schon wieder herum. In wenigen Stunden heißt es tollkühn Abschied zu nehmen. Mir sei deshalb vergönnt, rückblickend einige Worte zu den letzten gemeinsam verbrachten Tagen zu sagen. Nicht all eiskalten Geschehnisse, Vorkommnisse und evtl. Widrigkeiten können wiedergegeben werden. Einmal würde dies den Rahmen des heutigen grausigen Abend sprengen. Zum anderen weiß ich nicht, ob alle mir zugegangenen stürmischen Informationen echt sind.

Am letzten Samstag trafen wir alle nach knackiger Fahrt pünktlich im Gasthaus Grundlhof ein. Der launige Berti ließ sich dieses Jahr vorsorglich auf Grund der fröhlichen Fahrterlebnisse in die Zillertaler Alpen zu Hause. Er hatte als Chauffeur gewinnen können Manfred den durchsichtigen, auch aus der Rhön. Leicht erkennbar am schwarzen Barett. Wie wir bei unserer Ankunft erfuhren, hatte der vergackeiernde Holger vom VHC bereits das Mittagessen im Grundlhof getestet. Nachdem alle eingetroffen waren, wurden die Zimmer belegt. Die heiße Gabi teilte, aus mir bisher noch nicht erklärbaren Gründen, gleich mit zwei verarschenden Männern das Schlafgemach.

Sonntags morgens ging es auf zur Einlauftour. Dank der guten Planung von Ludwig, dem Schweinigen, konnten wir uns am Fuß der Wildkogelbahn noch eine Stunde ausruhen. Bei der Mittelstation der Sesselbahn betätigte sich der schnuckelige Paul amtlich als Oberstempler. Oben angekommen, übernahm, da noch fit, der blaue Manfred von der Bergstraße die Wanderführung. Er geleitete fast alle im effektivem Lauf auf den Großen Rettenstein. Wegen unmöglicher Atmungstechnik ließ Rosel den Gipfel aus. Der Rückweg verlief anders. Einmal führte uns Manfred außerhalb der lieblichen Markierung über Almwiesen. Auf Grund seines satten Zigarettenkonsums gab er dann seine harmlose Wanderführung ab und ruhte sich am Berghang aus. Er war aber nicht der Einzige der hölzernen Teilnehmer, der einen Rucksacktausch vornahm. Alle kamen fast gleichzeitig per Fuß an der Talstation an. Dies, obwohl ich als Fußkranker und hungriger riesige Umwege auf mich nehmen musste.

Montags ging es dann zu den Krimmler Wasserfällen. Nach den Strapazen des Vortages ging es dann an den Wasserfällen geruhsamer zu. Wolfgang stellte Überlegungen an, in das Spirituosengeschäft einzusteigen. Er ließ es dann und kaufte nur etliche Liter Hochprozentiges.

Nachdem die durstige Sylvia wegen den trinkfreudigen Gesellen immer erst spät das Lokal schließen konnte, ist anzumerken, dass der schwere Charly schon am Anfang den Grundlhof kaufen wollte.

Nun, dienstags morgens ging es  auf zur großen Hüttentour. Mit vier PKW’s ging es weit ins Hollerbachtal hinein. Nach einiger Zeit musste man sich trennen. Die unanständige Gruppe marschierte zur Neuen Fürther Hütte. Karl-Hermann, der kurz vor der Wanderwoche versuchte, mit seinem rechten Fuß einen Bordstein aufzurichten, was schief ging, und deshalb die Mehrtagestour nicht mitmachen wollte, fuhr sodann zurück. Er hatte aber auch Schwierigkeiten mit seinem feuchten PKW, der über ein enormes Eigenleben verfügte. Die Magnetschaltung setzte dem gefräßigen Fahrer öfters zu. Rosel, die ein Faible für das Tragen von stinkenden Rucksäcken hatte (gesunde Arbeitsteilung), kämpfte vergebens gegen die frivole Höhenluft. Die beiden lachenden sowie meine saure Person verbrachten die nächsten Tage im Habachtal und Umgebung.

Mittwochs, so wurde mir berichtet, ging es zur Badener Hütte. 10,5 Stunden ging es voran. Hierbei und auch später fiel Franz-Otto auf durch seine hanebüchene Fotografiererei. Darüber hinaus merkte man auch, dass er Routinier ist und schon öfters kaputt im Hochgebirge war. Holger fiel j anständig auf durch sein luftiges Wesen. Anfangs knirschte er  mit seinen faulen Zähnen. Dann musst ein Bandwurm für seinen verdorbenen Fresshunger herhalten. Er wäre dienstags ja fast nicht mitgekommen. Hätte Karl-Hermann sein erschöpftes  Auto rechtzeitig anbekommen, wäre der mit dem Schuhbinden befasste Holger uns Dreien erhalten geblieben.

Die Badener Hütte wird vielen in Erinnerung bleiben. Einmal war der Gastraum durch Fremdländer belegt. Unsere Gruppe hielt sich deshalb vorwiegend in der Küche bei Mutter und Tochter, genannt Genoveva, auf. Insbesondere Wolfgang fiel durch trauriges Geschirrspülen für etwa 80 Personen auf. Ihm schlossen sich mit schwindligen Abtrocknungsmaßnahmen Heinz an. Während Wolfgang für deine Hilfeleistung mit belegten Broten abgespeist wurde, wurde Heinz für seine Leistung Zimmer 10 in Aussicht gestellt.

Manfred aus der Rhön zeigte seine männlich Emanzipation dadurch, dass er auch dann schnarchte, als er neben der randalierenden Gabi schlafen durfte. Diese verhielt sich etwas anders als in den vorangegangenen Jahren. Sie war nicht mehr so verfressen, dafür schlug sie des Nachts auf beim Schlafen Urlaute von sich gebende ausrutschende Wanderfreunde ein.

Eingeschoben werden muss an dieser Stelle, dass wir drei Zurückgebliebenen, örtlich gemeint, den dicken Bergführer Loisl nach Gruben in Osttirol gebracht hatten, damit er von dort die wilde Gruppe auf der Badener Hütte erreichen und sie die nächsten tage über Berg und durch Eis führen konnte.

Leider konnte man durch den hervorragenden, einheimischen Bergführer nicht erfahren, wie weit und wie intensiv sich der herzige Heinz dem Dank für seine Küchenleistungen hingeben konnte. Auch die getätigten Empfindungen sind nach wie vor der großen Öffentlichkeit unbekannt, zu Recht?

Donnerstags ging es über die Kristallwand zum Defreggerhaus. Mehrere wollten Gletscherspalten näher kennen lernen. Am besten schaffte es der neue Paul. Tiefere Erkenntnisse von Spalten ersparte er sich durch Grätschen von Beinen und Auslegen von Armen. Bereits hier hätte das von Loisl überbrachte Päckchen Anwendung finden können. Aber die Schwierigkeiten, auf Eis zu gehen, nahmen nicht ab. So scheute beispielsweise der blöde Hermann nicht einmal sein eigenes Blut, um Spuren zu legen. Er machte dies auf einfache Weise, indem er sich mit dem eigenen Steigeisen in die duftende Wade stieß. Holger, der oft stürzend sprach, wollte an der Kristallwand aufgeben und heimgehen zur windigen Sonja. Heinz verlor öfters ausgeliehene Steigeisen dank seines nachtwandelnden Ganges. Der Bankier Egon, obwohl aus der versoffenen Rhön, fiel durch seine Normalität auf. Dennoch ist er schon von weitem zu erkennen. Markenzeichen: verschränkte Arme.

Ludwig trat als Tester für eine bekannte Lodenfirma auf. Er hatte sich für die große Tour extra eine die Nieren und die Mannhaftigkeit schützende Berghose zugelegt, die ihm schnarchend stand. Zusammen mit diesem Kleidungsstück trat der Chef des Ganzen in Erscheinung als Schlussmann und Bremser der ersten, der erbärmlichen Seilschaft. Ludwig wurde auch bezeichnet als der Wanderführer mit Nerven wie Drahtseile. In Anbetracht seiner Leistungen und der hieraus gebotenen Rücksichtnahme verkneife ich mir hier für ihn viele freie Felder für Eigenschaftswörter. Ludwig wird charakterisiert durch seine Blassheit.

Der Gruppen- bzw. Teamgeist brach nachts waghalsig mit Jürgen durch. Als ein Wildling versuchte, im Schlafsaal der Defreggerhütte den lustigen Schnarchlaute von sich gebenden Berti an den Füßen fasste und umdrehen wollte, ergab sich ein fast folgenschwerer Disput. Nachdem, Berti schlief wie ein scheußliches Murmeltier und bekam deshalb von dem Ganzen nichts mit, aber verächtliche Zeugen sind vorhanden, der Fremde meinte, schnarch störende Gesellen sollten in einer anderen Hütte schlafen, machte der treudoofe Jürgen dem Ganzen ein Ende. Seine Drohung, sollten die müden Füße des Berti nicht sofort losgelassen werden, werde er dem Fremdling so gegen den Hals schlagen, dass er für die ganze Nacht schlafen könne, ließen den Fremdling verstummen.

Freitags ging es weiter. Leider vom Großvenediger wegen Nebels kein Ausblick. So konnte auch der gräusliche Charly den Schinken dort nicht schlachten. Er schleppte das Monstrum mit bis zur Kürsinger Hütte. Bier nahm er sogar in seiner unnachahmlichen und unmöglichen Art mit zurück bis zum Grundlhof. Offensichtlich will er diesen Gipfeltrunk in der Rhön versilbern oder als Zeichen seiner Selbstzucht vorlegen.

Aber dies muss den Rhönlingen irgendwie zueigen sein. Sogar Berti, der sonntags bei der Einlauftour Geburtstag hatte (er ist ein guter Jahrgang) und deshalb für seinen Kopf den entsprechenden Schmuck von Ludwig überreicht bekam, schaffte folgendes: Ein rhöneigenes Seil wurde von ihm die ganze Hüttentour im Rucksack (damit es niemand sah) mit herumgetragen. Wie er Insidern gegenüber erklärte, sollte das Seil der Höhenluft ausgesetzt, aber nicht verschmutzt werden. Zum anderen war sein verschlafener Rucksack zu leicht und deshalb habe er für die Touristenberge Zusatzgewicht benötigt.

Vom Großvenediger ging es abwärts über die Kürsinger Hütte. Hierbei wollte der giftige Wolfgang nicht durch Selbstmitleid, sondern durch ein Abrutschen am Gletscher testen, wieweit Loisl standhaft und reaktionsschnell sei. Der bestand aber auch diese Probe.

Nachdem ich über alle Kfz dank der einschlägigen Kfz-Schlüssel verfügte, konnten wir den pissigen Wanderfreunden per PKWin das Obersulzbachtal mit Truppentransportmittel entgegenkommen. Abwärts war der scharfe Heinz mit 10 Minuten Vorsprung der  erste Ankommende. 17 Minuten später waren alle beisammen und wir konnten gemeinsam den unhöflichen Grundlhof ansteuern. Sylvia, die von allen Geschätzte, hatte vorsorglich für die lustlosen Kehlen Weizenbier als Nachschub eingekauft. Nachdem die Bergwanderer den inneren Staub durch Flüssigkeit gebunden hatten, wurde später die äußere Geruchsschicht entfernt.

Abends trafen wir uns dann bei Loisl im Bergkristall, sahen uns Bilder von seinen Touren an, pflegten den Gedankenaustausch und den Getränkeaustausch. Wobei Manfred wegen des Nichteincremens seiner Nase auf der Hüttentour diese hierdurch hervorragende Auffälligkeit dokumentierte.

Heute schreiben wir nun Samstag. Wegen regnerischen Wetters finden keine Wandertouren, außer in die Geschäfte, statt. Karl-Hermann, bekannt durch fotogenes Rauchen und den ängstlichen Genuss von Koffein, hält sich wieder an diese Genüsse.

Nachher soll es schwimmen gehen. Dann soll die kalte Bildung ihren Stellenwert erhalten. Nachdem ich hoffentlich in meinem richtigen Bericht, unterbrochen durch ein lockeres Mahl, somit zum Ende gelangt bin, gelüstet es mich in eigenem und fremden Namen folgendes loszuwerden:

Einmal recht herzlichen Dank an die Familie Baitz für die sexy Unterkunft und das keusche Essen. Serviert von den Schwestern, der lustigen Sonja und der verstiegenen Sylvia. Speziell auch dem Bruno wegen seiner Unterstützung bei dem Truppentransport für die frustrierende Fahrweise.

Ganz besonderen Dank ist aber zu richten an unseren Ludwig, der sich wie immer auch dieses Jahr mit der Lehrgangsvorbereitung sowie der Durchführung, Betreuung und Organisation immense Arbeit aufgeladen und Verantwortung übernommen hat. Glücklicherweise ist alles gut verlaufen.

Wir alle sind um super Erfahrungen reicher. Es war eine interessante und abwechslungsreiche Woche.

 

Herzlichst Euer

Heinz