1982 – Ötztaler Alpen 21. – 30.08.1982
21.08. Anreise
Schon sehr früh am
Samstagnachmittag trafen die ersten Teilnehmer im Hotel Wildspitze in Mandarfen
ein. Doch bis die letzten Teilnehmer dann eintrudelten war es schon
fortgeschrittener Spätnachmittag. Nachdem die Quartiere verteilt und sich jeder
eingerichtet hatte, trafen wir uns zur Begrüßung mit großer Vorstellungsrunde.
Doch sieh da – vorzustellen gab es nichts, entweder die Teilnehmer waren von
früheren Lehrgängen schon bekannt oder sie hatten sich schon vor der
Quartierverteilung bekannt gemacht, so dass vor dem Abendessen schon das
Lehrgangsziel abgesteckt werden konnte. Nach dem Abendessen gab es dann zwei
Stunden Theorie über Wanderkleidung und Ausrüstung im Gebirge, bevor wir uns
noch zu einer gemütlichen Runde niederlassen konnten.
22.08. Riffelsee 2232m – Cottbuser Höhenweg – Kaunergrathütte 2817m – Plangeroß 1600m
Nach einem kräftigen
Frühstück fuhren wir gegen 9:00 Uhr mit dem Sessellift zum Riffelsee. Dann ging
es weiter um den Brandkogel und Steinkogel herum, den Cottbuser Höhenweg
entlang. Dabei war eine etwas schwierigere Stelle zu überwinden, bei der in den
Fels eiserne Tritte eingelassen waren und Seile an der Seite, so dass man sich
mit allen Vieren zuerst herunter und dann wieder hocharbeiten musste. Dies war
für die weiblichen Teilnehmer beschwerlich, da die abstände nur für männliche,
lange Beine geeignet waren. Danach kamen wir auf einem etwas besseren, aber
sehr steinigen und im letzten Stück stark ansteigenden Weg zur Kaunergrathütte.
Von dort hatten wir bei sehr
schönem Wetter einen herrlichen Rundblick. Wir wurden bestens mit einer
kräftigen Suppe und Getränken versorgt.
Nachdem alles gestärkt war,
ging es an den Abstieg den Lußbach entlang, bei dem 1200 Höhenmeter zu überwinden
waren. Dies ging stark auf die Oberschenkelmuskulatur, so dass alle froh waren,
als wir nach 2,5 Stunden in Plangeroß
ankamen. Die Straße entlang ging es zurück über Tieflehn nach Mandarfen.
Um 18:30 Uhr stärkten wir
uns von den Strapazen mit einem gelungenen Abendessen.
Danach ging es an die
Theorie. Ludwig erklärte noch einmal, was bei einer Hüttentour alles in den
Rucksack gehört. Wilhelm ging dann daran, anhand von Seilen die erforderlichen
Knoten zu erklären. Der Wirt schute immer ängstlich um die Ecke, ob nicht einer
von uns auf die Idee kommt, an seinem Deckenbalken das Aufprusiken zu üben Bis
die letzten Mannen der fröhlichen Gesellschaft ins Bett kamen, war es bereits
nach Mitternacht.
23.08. Seilübungen am
Offenbacher Höhenweg
Hier wurden wir von
strahlenden Sonnenschein geweckt und Wilhelm verkündete freudig, dass das
Barometer schöner als schön anzeigt. Heute wollen wir die erlernten Knoten und
Techniken einmal praktisch ausprobieren.
Nach dem Frühstück ging es
noch einmal mit der Seilbahn zum Riffelsee. Den Riffelbach entlang ging es
Richtung Schneidiges Wandle auf der Suche nach einer geeigneten Stelle. Dabei
war der Riffelbach zu überwinden, was sich als nicht so einfach herausstellte.
Der erste, der dies bemerkte, war Josef. Er hatte sich eine nach seiner Meinung
leichte Stelle ausgesucht und nahm prompt ein unfreiwilliges Sitzbad. Die
anderen waren ein Stück höher gegangen und hatten ein Seil über den Bach
gespannt. Jetzt versuchte sich jeder mehr oder weniger geschickt daran, sich über
die Steine springend hinüberzuhangeln. Nur Sabine rutschte unglücklich ab und
sich dabei den Fuß in voller Bekleidung.
Als eine geeignete Stelle
gefunden war, wurden zwei Seile festgemacht und mit kräftigen Mannen besetzt,
so dass die anderen einer nach dem anderen Das Aufprusiken üben konnten. Diese
Übung verlief gut, war aber sehr zeitraubend. Manche stellten fest, dass sie
nicht die für sie geeignete Seilstärke gekauft hatten und dass noch manches
umgestellt werden musste. Um 15:00 Uhr machten wir uns dann zum Abstieg auf. Es
ging wieder zurück bis zum Riffelsee und von dort einen schönen Weg zurück nach
Mandarfen. Ludwig, der schon vorausgegangen war, um die Quartiere für die
Hüttentour abzuklären, empfing uns schon mit einem kühlen Bier.
Nach dem reichlichen
Abendessen gingen wir daran festzustellen, ob jeder alles für die
Gletscherwanderung dabei hatte. Nach einigem Umtauschen und neu zusammenstellen
konnten wir zum Schluss eine fast optimal ausgestattete Gruppe zusammenbringen.
Auch einen Bergführer für die drei schwierigen Tage konnte Ludwig noch
auftreiben. Danach waren alle restlos zufrieden und mehr oder weniger spät ging
alles nacheinander ins Bett. Die letzten wurden von der Wirtin noch angehalten,
alle Lichter auszumachen.
24.08. Hüttentour Taschachhaus
2434m
Abmarsch zur Hüttentour – Um
9:00 Uhr Abmarsch im Hotel Wildspitze. Es ging ohne Egon los, der wegen der
Angina, oder war es Karin(?), daheim bleiben musste. Karin musste ebenfalls aus
gesundheitlichen Gründen zurückbleiben. Aber sie gab uns wenigstens ihr
Ehrengeleit. Ca. 12:30 Uhr trafen wir im Taschachhaus ein. Nach kurzem Umtrunk
ging es ins Haus, zur weiteren Stärkung. Es gab Suppe und der unvermeidliche
Schinken aus Wilhelms Rucksack wurde wegen der Gepäckerleichterung angeschnitten.
Um 14:00 Uhr sollte es
zwecks Übung zum ersten Mal auf den Gletscher gehen. So ging es mit Knoten und
Gurten los. Allerdings machten sich die letzten nur zögernd fertig, da es sehr
düster wurde. Als alle die Knoten und Geschirre fest angelegt hatten, fing es
an zu schütten. So wurde nicht viel aus unseren guten Vorsätzen. Jetzt war es
auch im Nu mit dem tollen Blick aus unserem Fenster vorbei. Bei gutem Wetter
konnten wir fast nach Mandarfen sehen. Dafür wurden wir nach dem Regen mit
einem herrlichen Regenbogen belohnt. Allerdings gab es auch Beschwerden über
den Ausblick, wegen der allzu guten Sicht auf das WC.
Der Rest des Tages verlief
mit Kartenspiel und Essen. Bevorzugt wurde Doppelkopf gespielt, was zum
Gletscherspaltentraining gehörte.
Am nächsten Tag durften nur
vier Spieler in einer Seilschaft gehen, die je mit einem Spiel ausgestattet
wurden.
Die Nacht verlief ziemlich
staubig im Taschachhaus, weil wir im Winterlager untergebracht waren. Dafür
hatten die Mädchen eine extra Loge für sich.
25.08. Taschachjoch 3241m
– Vernagthütte 2766m
Pünktlich um 7:00 Uhr
tauchte Josef, der Bergführer auf, so dass wir unsere Tour wie geplant
fortsetzen konnten. Vom Taschachhaus in südlicher Richtung erreichten wir auf
dem an dem Osthang des Pitztaler Urkund angelegten Steig bald den Gletscher.
Schnell waren die vier Seilschaften gebildet und jeder fachgerecht im Seil
eines Seilschaftsführers eingebunden.
Die erste Seilschaft wurde
von Josef angeführt. Als zweiter Seilführer wurde Ludwig bestimmt. Die dritte
Seilschaft folgte dem Hermann und die vierte Seilschaft wurde von Wilhelm
beherrscht. In dieser Reihenfolge ging es dann auf den Gletscher, der doch sehr
stark verspaltet war und wir einige Male sichern mussten, bis wir dann am
Urkundsattel ankamen. Von hier folgten wir dem zum Tachachjoch emporziehenden
Gletscher.
Dann ging es erst steiler,
dann etwas flacher über den Vernagtgletscher bis zur Vernagthütte, wo wir für
die folgende Nacht Quartier bezogen. Anfangs etwas rau, aber je später der
Abend wurde, umso herzlicher wurde der Umgang mit unserer Hüttenwirtin, so das
es ein sehr lustiger und gemütlicher Abend wurde.
26.08. Seuffertweg –
Breslauer Hütte 2840m – Wildes Mannle 3019m
Heute haben wir eine sehr
kurze Wanderstrecke zurückzulegen. Daher hatten wir es am Morgen nicht so
eilig, so dass wir erst um 8:00 Uhr unsere Tour fortsetzten.
Von der Hütte ging es steil
bergab zum Vernagtbach, den wir überquerten. Von hier folgten wir wieder
aufsteigend dem Steig durch das wilde Tal von Vernagt zum oberen Plattei. Nun
folgten wir dem Seuffertweg bis zur Breslauer Hütte wo wir um 11:30 Uhr
eintrafen. Nach dem Mittagessen und der Quartierverteilung unternehmen wir noch
einen Gipfelsturm. Ziel war das Wilde Mannle. Hier hatten wir dann genügend
Zeit, das Gehen am steilen Hang zu üben, was doch einigen gewisse
Schwierigkeiten bereitete.
Nach dem Abendessen erlebten
wir noch einen überraschungsreichen Abend. Denn nachdem Manfred und Hermann mit
den beiden Hüttenbedienungen einig waren, wurde eine zünftige Doppel-Berg-Hochzeit
gefeiert.
Josef verkündete: Was auf
dem Schiff der Kapitän, das ist am Berg der Bergführer und vollzog die
Trauzeremonie. Doch oh Schreck, als dann verspätet zur Hüttenruhe geblasen
wurde, mussten die frischgebackenen Bergehemänner mit uns anderen in die
Massenquartiere – ohne ihre Bergehefrauen. Was für eine Hochzeitsnacht!
27.08. Mitterkarjoch 3468m – Wildspitze 3770m – Mittelbergjoch 3166m – Braunschweiger Hütte 2759m
Nach einer ziemlich kurzen
Nacht klingelte um 4:50 Uhr der Wecker. Da es ziemlich eng war, muss die
Anzieherei in zwei Etappen durchgeführt werden. Mit dem Waschen wurde aus
Zeitgründen gespart. Um 5:30 Uhr war zwar das Frühstück bestellt, und auch alle
hatten ihre Sachen abmarschbereit fertig, doch die Küche schien noch von der
Hochzeitsfeier sehr müde zu sein. So streckten einige von uns mal den Kopf aus
der Hütte und siehe da – es fing an zu nieseln. Unsere Hoffnung, auf die
Wildspitze zu kommen, schrumpften auf ein Minimum. Um 6:30 Uhr verließen wir
dann die Breslauer Hütte ohne unseren Josef, der wegen Schüttelfrost und Fieber
ins Tal absteigen wollte, mit dem Ziel Braunschweiger Hütte. Und da mussten wir
immerhin über das Mitterkarjoch an der Wildspitze vorbei. Vielleicht schaffen
wirs ja doch noch. Unterwegs hörte es wieder auf zu regnen und es ging doch
wieder leichter den Berg hoch. Kurz unter dem Mitterkarjoch seilten wir uns an,
weil es ziemlich steil wurde. Josef sagte zwar, dass wir hinauf keine
Steigeisen bräuchten, doch diesmal hörten wir nicht auf ihn und zogen sie an. Das
gab doch den meisten erheblich mehr Trittsicherheit. Kurz danach, um 9:30 Uhr,
standen wir auf dem Joch. Als dann Josef fragte, was wir nun machen wollen,
immerhin war Nebel mit Sichtweite unter 50m, antwortete Sabine, während alle
anderen noch überlegten oder erst einmal schnauften: Wenn wir schon soweit
sind, können wir das Stückchen auch noch versuchen.
Diese Worte muss Josef
unheimlich beeindruckt haben. Denn sofort ging es weiter in Richtung Gipfel.
Eine Stunde später, also um
10:30 Uhr waren wir mit etlichen Ruhepausen auf dem Westgipfel der Wildspitze
angelangt. Wie üblich packte Wilhelm seinen Gipfeltrunk aus und reichte ihn
herum. Nach etwa 20 Minuten wurde es dann da oben doch ganz schön kühl und wir
packten ein. Doch Sani packte erst aus. Er hätte noch keine Bilder geknipst und
außerdem hätte er auch noch was Flüssiges. Nachdem dies geschehen war, gingen
wir wieder herunter zum Joch und von da aus über eine steile und auch
gefährliche, aber doch faszinierende bizarre Eiswelt des Taschachferners zum
Mittelbergjoch, wo wir 20 Minuten Mittagspause hielten. Da man in dieser Höhe
und umgeben von riesigen Gletschern ohne Seilbahn in der Nähe annehmen kann,
dass hier keine Touristen vorbei kommen, sah es hier doch eher wie auf einer
Müllkippe aus. Man muss sich doch wundern, wie viel verschiedene Sorten
Bergsteiger es gibt. Um etwa 13:0 Uhr gingen wir dann in gut 2 Stunden über den
Mittelbergferner, der nächstes Jahr leider zum Sommerskizirkus gemacht wird,
hüpften noch über ein paar Spalten seilten uns unterwegs aus und kamen
glücklich, aber doch ganz schön groggy, and der Braunschweiger Hütte an, wo uns
unsere zwei Geschwächten, Karin und Egon, sehnlichst erwarteten.
29.08. Abstieg nach
Mandarfen
Die letzte Hüttennacht war
vorbei, für heute hieß es: Abstieg ins Tal. Zum letzten Mal verstauten wir
unsere inzwischen nicht mehr allzu frischen Siebensachen in die Rucksäcke, dann
kehrten wir nach dem Frühstück den Gletschern und der Braunschweiger Hütte den
Rücken.
Leider missgönnte uns der
Wettergott einen glanzvollen Abschied, so dass wir bei Dunst und Nieselregen
noch einmal die unerfreuliche Seite des Bergwanderns zu spüren bekamen und die
Schönheit des Wasserfallsteigs nur auf den Postkarten bewundern konnten.
So gelangte unsere
triefende, verdreckte Schar zum Hotel Wildspitze, wo sie die Verwunderung
einiger Kaffeefahrtteilnehmer hervorrief. Nach ausgiebigem Duschen versammelte
man sich nach und nach im Essraum, um für die letzten Schillinge noch etwas
Essbares zu ergattern. Bei der anschließenden Beratschlagung über den weiteren
Tagesablauf entschied man sich für ein Schwimmbad, das wir kurz danach auch
anfuhren. Zur allgemeinen Erheiterung mussten sich einige ihren Badeanzug dort
leihen. Der Schwerpunkt des Schwimmbadbesuchs verschob sich allmählich aufs
Jägerteetrinken , was aber allen recht war. Wieder im heimatlichen Hotel
angelangt, folgten wir dem heißen Tipp, dass sich auf Zimmer 27 ein großer
Vorrat an Weinen befände, und trafen dort alle zur kleinen Weinprobe zusammen.
Unterbrochen wurde die gemütliche
Runde nur durch den Hinweis, dass es jetzt Zeit für das große Abschiedsessen
sei. Auf ein gutes, reichhaltiges Abendessen gefasst, setzten wir uns in
Bewegung, was uns aber dann an Qualität und Quantität erwartete, übertraf
selbst die kühnsten Vorstellungen.
Die anschließende
Lehrgangskritik fiel aber nicht nur wegen dieses guten Abschlusses überwiegend
positiv aus.
Der Abend wurde noch lang
und es war weit über Mitternacht, als die letzten sich von unserem Bergführer
Josef verabschiedeten und seit langem wieder einmal in die Federn krochen.
30.08. Abreise
Mit den bekannten, schon vor
der Anreise festgelegten Fahrgemeinschaften, fuhren wir nach dem Frühstück und
einer ausgiebigen Abschiedsrunde ca. 10:30 Uhr wieder nach Hause.