1978 Lechtaler Alpen 19. – 26.08.1978

 

 

19.08. Anreise

 

Mit Privat-PKW’s fuhren wir am frühen Samstagmorgen beginnend in Groß-Umstadt zu unserem Bergwanderführerlehrgang. Nach und nach wurden alle übrigen Teilnehmer unterwegs eingeladen und mitgenommen. Letzte Station war Stuttgart. Von hier ging es dann zügig voran und wir kamen um ca. 14:00 Uhr in Gunglgrün in unserer Pension St.Hubertus an. Lange konnten wir nicht bummeln, denn es sollte an diesem Tage noch einiges theoretisches Wissen vermittelt werden. Zwei Referate mussten wir noch über uns ergehen lassen, doch wie die Dikussion zeigte, machte es den Teilnehmern noch viel Spaß und man merkte, dass alle mit Begeisterung bei der Sache waren.Zwischen den Referaten war außer dem Einnehmen des Abendessens noch etwas Zeit , um während eines Spaziergangsdie nächste Umgebung kennenzulernen.

 

 

20.08. Tschirgant 2334m

 

Mit unseren PKW’s fahren wir bei strahlendem Sonnenschein nack Karrösten. Hier in 900m Höhe etwa 4 Km von Gunglgrün entfernt auf der linken Innseite beginnt unsere Einlauftour zum Tschirgant. Der Weg führt durch Mischwald zur Karröstner Alm. Nun bildet sich der Wald langsam zurück und uns öffnet sich ein Blick ins Inntal und nach Imst. Unser Weg zieht nun über zwei Steilstufen hinauf zu einem Sattel. Der Gipfel des Tschirgant liegt nun westwärts nicht mehr fern von uns.

Schnell geht es über den Grat hoch zum Gipfelkreuz. Ein überwltigender Rundblick entschädigt alle Mühe und Anstrengung. Selbst die Blasen an den Füßen einiger Teilnehmer und der letzte Anstieg in der Mittagshitze sind vergessen, als der Gipfeltrunk gereicht wird. Er besteht aus herrlichem Bergsträßer Wein, den unser Sani einschließlich Gläser und Serviertuch im Rucksack mit auf den Gipfel getragen hat.

Abwärts geht es jetzt vorbei an kleinen Felslöchern zu einer Berghütte. Weiter geht es steil bergab durch Krüppellatschen, wo sich die Sonnenwärme sehr stark gestaut hat und nun langsam wieder abstrahlt. Bald sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt.

Nach einer ausgiebigen Fußpflege und einem kühlen Bad im hauseigenen Schwimmbad haben wir wieder Gelegenheit, unser Wissen während eines Referats zu erweitern.

 

 

21.08. Hüttentour Muttekopfsattel – Hanauerhütte 1918m

 

Heute soll unsere 5-tägige Hüttentour beginen. Mit vollbepackten Rucksäcken wandern wir von Gunglgrün nach Hoch-Imst, von wo wir mit dem Sessellift zum Alpjoch hochfahren. Hier beginnt nun unsere Wanderung. Auf einem unbezeichneten Steig wollten wir zum Steinseehaus wandern, doch schon sehr bald gaben wir dieses Unterfangen auf. Nachdem wir uns mehrere Male verlaufen hatten und jedes Mal nur mühsam den weg wiedergefunden hatten, stiegen wir in das Sebrigkar ab. Hierbei konnten wir zum ersten Mal unser Seil ausprobieren. Mit einiger Mühe erreichten wir dann das Sebrigkar, von hier aus ging es dann steiol bergauf zum Muttekopfsattel. Verspätet aber umso ausgiebiger legten wir hier unsere Mittagspause ein. Weiter ging es vorbei an den Kübelwänden zur Hirtenhütte und dann zur Hanauer Hütte. Geschafft erreichten wir um 18:00 Uhr erst diese Unterkunft. Dort waren wir alle recht froh, dass wir etwas für unsere müden Füße tun konnten.

 

 

22.08. Gufelseejoch – Bitterscharte – Württemberger Haus 22

 

Um 6:00 Uhr war allgemeines Wecken, so dass um 6:30 Uhr gefrühstückt werden konnte. Um 7:00 Uhr war Abmarsch. Es ging von der Hanauer Hütte einen herrlichen Pfad ansteigend hinauf zum Gufelseejoch. Dann führte der Weg über reichhaltig bewachsene Almwiesen zum Gufelsee, wo wir eine kurze Rast einlegten. Weiter dem Weg folgend wurde die Gufelhütte angepeilt und der Senn schmiss eine Runde Frischmilch. Nachdem er den Verlauf des weiteren Wegs erklärt hatte, ging es auf steinigen Pfaden hinauf zum Bittrichsee. Hier wurde Mittagsrast gehalten. Nach diesem wohltuenden Mahl fingen die Strapazen wieder an. Steiles Gelände und über Schutt musste man so den günstigsten Weg über die vereisten Schneefelder suchen, um möglichst schnell den mit Felskletterei verbundenen Einstieg der Bittershcarte zu erreichen. Oben angekommen, gab es einen guten polnischen Wodka gegen den starken Wind, der hier herrschte. Von hier verlief der weg immer langsam fallend am Hang entlang zum Württemberger Haus. Nachdem wir uns frisch gemacht  und mit einem kräftigen Schluck gestärkt hatten, gingen wir zu dem Hausberg und übten Knoten mit dem Seil und ließen uns auch mal am Felsen abseilen und sichern.

 

 

23.08. Seescharte – Memminger Hütte

 

Die Nacht auf dem Württemberger Haus war sehr lang. Jeder der Teilnehmer war froh, um 5:00 Uhr endlich aus den Schlafkojen steigen zu können. Bei 14 Personen in einem 12 qm großen Raum mit recht kurzen Lagern und einem Fenster mit 25 cm Kantenlänge ist es kein reines Schlafvergnügen. Um 6:55 Uhr war es dann soweit, auch der Sani hatte seinen Rucksack geschultert und es konnte die dritte Etappe in Angriff genommen werden. Durch das Ober-Medriol stiegen wir auf dem gut angelegten Steig hinauf zum Großbergkopf. 85 Gehminuten wurden für diesen ersten Anstieg benötigt. Wie auch an den Vortagen hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns und bot ein herrliches Sommerwetter. Eine ausgiebige Frühstücksrast und die gute Fernsicht entlohnte für die Anstrengungen des Aufstiegs. Vom Großbergkopf aus ging es dann über einen Grat hinab zum etwa 100m tiefer gelegenen Großbergjoch. Nach einem erneuten kurzen Anstieg erreichten wir die 2599m hoch gelegene Felsspalte, die Seescharte. Von hier aus ging es in einer knappen Stunde an den Seewiseen vorbei hinab zur Memminger Hütte. Der für den Nachmittag geplante Aufstieg zum Seekogel, dem 2412m hoch gelegene Hausberg der Hütte musste aus Witterungsgründen ausfallen.Ein kräftiger Nachmittagsregen vereitelte diesen Plan.

Genutzt wurde dann die Zeit für Seilkunde in Theorie und Praxis. Die einzelnen Anseiltechniken wurden durchgesprochen und geübt.

Nach den Abendessen ließen wir in einer geselligen Runde den Tag in der Gaststube ausklingen.

 

 

24.08. Grieselscharte 2632m – Ansbacher Hütte

Nach einer gut überstandenen Nacht hieß es um 5:30 Uhr Aufstehen. Eine Stunde später waren dann alle Rucksäcke wieder geschultert und in gewohnter Reihenfolge marschierten wir von der Memminger Hütte abwärts. Welch herrliche Alpenflora begegnete uns auf diesen anderthalb Stunden dauernden Abstieg. Die Krönung waren dann einige sehr schöne Eyemplare des Türkenbundes. Unser Botaniker Franz-Otto war hellauf begeistert.

Nachdem wir dann um 8:00 den tiefsten Punkt unserer Wanderung erreicht hatten, ging es nun wieder steil bergauf. Es mussten bis zur Grieselscharte 900 Höhenmeter überwunden werden. Nach 75 Minuten Schnaufens war der Rand des Schneefeldes erreicht und eine kleine Frühstückspause war wohlverdient. Willi fand auch wieder eine Tankstelle.

Um 10:00 Uhr ging es dann weiter über das Schneefeld. Die letzten 100m vor der Scharte erforderten nochmals Kondition und Trittsicherheit. Um 11:30 Uhr waren dann alle an der Grieselscharte angekommen. Die Mittagspause wurde eingelegt.

Der Nachmittag war nicht mehr anstrengend Nur noch wenige Höhenunterschiede waren zu überwinden. Um 12:15 Uhr marschierten wir weiter, zuerst abwärts, dann kurz ansteigend zum Winterjöchl 2528m. nun folgte ein herrlicher aber leichter Spazierweg zur Ansbacher Hütte.

Die Ansbacher Hütte, die sher romantisch ist und noch sehr wenig Komfort aufweist, erreichten wir um ca. 14:00 Uhr. Nach üblichem Radler und einer warmen Suppe war etwas Theorie angebracht.

Den Abend verbrachten wir in dem gemütlichen, aber kleinen Aufenthlatsraum der Hütte.

 

 

25.08. Flarschjoch 2470m – Kaiserjochhütte – Leutkircher Hütte – St. Anton

 

 

Ein Blick aus dem Fenster auf den Hohen Riffler bestätigte uns, auch an diesem Tag werden wir schönes Wetter haben. Nachdem sich jeder mehr oder weniger gesättigt hatte, wurde zum Weiterwandern gerufen. Wie an jedem Morgen, einer musste der Letzte sein. Der Sani war es diesmal nicht und den Wilhelm sollte man hierbei nicht erwähnen. So verabschiedten wir uns von den beiden lustigen Allgäuern Ted und Kurt, mit denen wir ab dem ersten tag Windschattenwandern vollführt hatten. Mit einem Blick zurück auf die Ansbacher Hütte  und auf den Hohen Riffler, der unser ständiger Begleiter sein sollte, ging es zum Flarschjoch 2470m.

Zwischendurch wurde zum Fotografieren, Wasserfassen und –lassen eine Pause mit Brause eingelegt.

Auf dem Flarschjoch angekommen, bot sich ein sehr schöner Anblick auf die Knappenböden. Vom Flarschjoch aus ging es nach kurzem Abstieg, teilweise durch Schnee, zum Alperschonjoch. Nach kurzer Pause und Blick in die Runde wanderten wir auf dem teilweise durch Seile gesicherten Thomas-Hass-Weg zur Kaiserjochhütte.

Hier wurde Mittagsrast gemacht. Es gab dicke Suppe vom Wirt und Brot mit Wurst aus dem Rucksack. Man sprach vom letzten Insbettgehen und von den Witzen der beiden Allgäuer. Als wir hoch zur Rinderweide blickten, stellten wir fest, dass die zwei oben am Übergang keine Rindviecher waren, sondern die zwei Allgäuer. Die Freude war groß. Man trank noch einige Radler zusammen und nach nochmaliger Verabschiedung von Ted und Kurt, die von hier nach Pettneu absteigen wollten, ging es auf leichtem weg zur Leutkircher Hütte. Hier wollten wir übernachten. Aber nachdem wir mit dem Hüttenwirt über die Übernachtung gesprochen hatten, entschieden wir uns für den Abstieg nach St. Anton. Einen letzten Blick in die Runde zur Allgäuer Kette, den Lechtaler Alpen, zur Valluga und der Verwallgruppe mit Hohem Riffler, ging es mit einem Siebtel Magenverstimmung ins Tal nach St. Anton. Mit dem Zug fuhren wir nach Imst und von hier aus mit dem Taxi nach Gunglgrün ins Ausgangsquartier. Es war schon 19:30 Uhr, doch der Wirt nahm uns wieder auf und wir machten uns gleich ans Abendessen.

Der Geburtstagswein von Sani wurde kaltgestellt und nach abwechselndem Frischmachen hatten wir uns, bis auf das Siebtel (Manfred) in einem unserer Zimmer versammelt. Der Wein wurde sachkundig vom Bergsträßer Winzer Sani vorgestellt und er mundete uns prächtig.

So rundeten wir die Woche mit einem guten Umtrunk ab.

 

 

26.08. Abreise

 

Heute schliefen wir mal so richtig aus. Erst um 9:00 Uhr trafen wir uns zum Frühstück im Gastzimmer. Doch dann wurde es noch einmal Ernst. In einer großen Abschlussdiskussion wurde das Für und Wider des Lehrgangs erörtert. Nach dem Mittagessen trennten wir uns und fuhren mit den PKW’s zurück nach Stuttgart, wo wir alle Mann von der Ellen zu einem Umtrunk eingeladen wurden. Doch dann hieß es Abschied nehmen. Ohne Zwischenhalt fuhren wir dann nach Hause.

Ein schöner Lehrgang war zu Ende.